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So mach nicht auf den Riegel
Und thu nicht auf das Thor,
Sonst pack' ich dich beim Flügel
Und fasse dich beim Ohr."
Und ruht nicht eher wieder,
Bis sauber ist der Ort,
Dann reckt er seine Glieder
Und murrt in einem fort.
Doch morgens in der Frühe
Stellt sich der Hunger ein,
Da soll für seine Mühe
Ihm auch ein Frühstück sein.
Drum geht die Magd zum Keller,
Bringt Milch und Brot heraus,
Das brockt sie in den Teller
Und stellt's ihm hin zum Schmaus.
Und wie sie sanft ihn streichelt,
Erfreut's den wackern Hans,
Er schmunzelt, und er schmeichelt
Und wedelt mit dem Schwanz. Lr. ©an.
133. Das Kind unter den Wölfen.
Auf dem Riesengebirge lebte einmal eine arme Frau, die
hatte ein kleines Kind und auch eine grosse Herde. Die Herde
aber gehörte nicht der Frau, sondern sie hütete sie nur.
Da sass sie einmal in dem Walde und gab dem Kinde Brei
aus ihrem Napfe, und die Kühe weideten unterdessen auf dem
Grase. In dem Walde aber waren böse Wölfe, und als die
Kühe von dem Grase in den Wald gingen, wo es kühl war
und auch viel Gras wuchs, dachte die Frau, der Wolf könnte
kommen und könnte die Kühe fressen. Da gab sie dem
Kinde den Napf mit dem Brei und einen hölzernen Löffel
dazu und sagte: „Da, Kindchen, nimm und iss; nimm aber den
Löffel nicht zu voll." Und nun stand sie auf und ging in den
Wald und wollte die Kühe heraustreiben.