Lenau: Der Postillon. Die Werbung 147
Frische Knaben, welke Greise „Schönes Leben des Husaren,
Hinzog in die Türkenschlacht. Das ist Leben, das allein!“
20 Wie des Werbers Augen glühn! 10 Jünglings Augen flammen heller,
Und wie alle Säbelnarben, Seine Pulse jagen schneller —
Ehrenröslein, purpurfarben, Plötzlich zeigt sich jetzt im Kreise
Ihm auf Wang' und Stirue blühn! Eine fluslere Gestalt,
Klirrend glänzt das Schwert in Funken, Tiefen Ernstes, schreitet leise,
25 Das sich oft im Blute wusch; 75 Und beim Werber macht sie Halt.
Auf dem Tschako freudetrunken Und sie flüstert ihm so dringend
Taumelt ihm der Federbusch. — Ein geheimes Wort ins Oht,
Aus der bunten Menge ragen Daß er, hoch den Säbel schwingend,
Einen Jüngling, stark und hoch, Wie begeistert loht empor.
30 Sieht der Werber mit Behagen; 980 Und der Dämon schwebt zur Bande,
„Wärest du ein Reiter doch!“ Facht den Eifer der Musik
Ruft er aus mit lichtern Augen; Mãchtig an zum stärksten Brande
„Solcher Wuchs und solche Kraft Mit Geraun und Geisterblick.
Würden dem Husaren taugen; Aus des Basses Sturmgewittern
35 Komm und trinke Brüderschaft!“ 85 Mit unendlich süßem Sehnen,
Und es schwingt der Freudigrasche Mit der Stimmen weichem Zittern
Jenem zu die volle Flasche. Singen Geigen, Grabsirenen.
Doch der Jüngling hört es schweigend, Und der Finstre schwebt enteilend
In die Schatten der Gedanken, Durch der Lauscher dichte Reihe,
O Die ihn bang und süß umranken, 90 Nur am Jüngling noch verweilend
Still sein schönes Antlitz neigend. Wie mit einem Blick der Weihe —
Ihn bewegt das edle Sehnen, Bald im ungestümen Werben
Wie der Mn ein Held zu sein; Wird der Liebe Klagelaut,
Doch berieseln warme Thränen Wird das Bild der Heimat sterben;
4S Seiner Wangen Rosenschein. 95 Arme Mutter, arme Braut! ·
Außer denen, die da rauschen In des Jünglings letztes Wanken
In Musik, in Werbers Wort, Bricht des Werbers rauhes Zanken,
Scheint er Klängen noch zu lauschen, Lacht des Wabers binre Hohn:
Hergeweht aus fernem Ort. „Bist wohl auch kein Heldensohn!
50 „Komm zurück in meine Arme!“ 100 Bist kein echter Ungarjunge!
Fleht sein Mütterlein so bang; Feiges Herz, so fahre hin!“
Und die Braut in ihrem Harme Seht, er stürzt mit raschem Sprunge —
Fleht: „O säume nimmer lang!“ Zorn und Scham der Wange Glühn —
Und er sieht das Hüttchen trauern, Hin zum Werber, von der Rechten
55 Das ihn hegte mit den Seinen, 105 Schallt der Handschlag in den Lüften,
Hört davor die Linde schauern Und er gürtet, kühn zum Fechten,
Und den Bach vorüber weinen. Schnell das Schwert sich um die
Pochst du lauter nach den Bahnen Huͤften.
Kühner Thaten, junges Herz? Wie beim Sonnenuntergange
60 Oder zieht das süße Maͤhnen Hier und dort beim Saatgefild
Dich der Liebe heimatwärts? 110 Still waldeinwärts schleicht das
Also steht er unentschlossen, Wild:
Während dort Geworbue schon Also von der Ungarn Wange
Ziehn ins Feld auf flinken Rossen Flüchtet in den Bart hinab
65 Lustig mit Drommetenton. Still die scheue Männerzähre.
„Komm in unsre Reiterscharen!“ Ahnen sie des Jünglings Ehre?
Fällt der Werber jubelnd ein; 115 Mnen sie sein frühes Grab?
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