Full text: Mit 21 Abbildungen (Teil 3 = (6. - 8. Schuljahr), [Schülerband])

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Fläming vorgeschoben wurden, um die in den sumpfigen Niederungen sitzen 
den Slawen im Zaume zu halten. Seitdem sich aber auf den in der Tief 
ebene liegenden Sandschollen deutsche Kolonistendörfer erhoben und sich 
die Städle als Hüter deutscher Kultur entwickelten, verloren diese Fläming— 
burgen ihre alte Bedeutung. Als Adelssitze behielten sie zwar noch ein 
äußerlich prunkendes Aussehen; aber nur in Kriegszeiten, wenn die schützende 
Ringmauer der Städte dem fliehenden Landmann zu entfernt oder zu eng 
war, gewann so ein altes Trutznest wieder erhöhten Wert. 
Erust Eriedel. (Der Rote Adler.) 
2. Der Weg nach dem Rabenstein führt von Wiesenburg her ein 
Stückchen über die pappelbestandene Koswiger Chaussee, überschreitet den 
Bahndamm und steigt dann steil über die Abhänge des Flämings empor 
zu herrlichstem Buchenwald. Als ich ihn am Morgen des zweiten Pfingst⸗ 
tages durchwanderte, schien mir die Natur selber in Festtagsstimmung zu 
sein. Wie flüssiges Gold quoll der Sonnenschein durch das zarte, grüne 
Buchenlaub und warf breite, helle Flecken auf den moosigen Weg. Eine 
Weile noch hallte fernes Glockenläuten herüber, dann verwehte der Klang, 
und nur das vielhundertstimmige Vogelkonzert belebte die Stille. Ein 
paarmal führte der Weg über eine Waldbloße; dann schwirrte der Ge— 
sang der Lerchen vom blauen Himmel herab wie ein lang anhaltendes 
Geigentremolo in den höchsten Tönen. Von Menschen traf ich nur ein 
paar Kirchgänger, dann nichts mehr. 
3. Zur Frühstückszeit kam ich nach Welsigke, einem stillen Walddorf 
mit einer Oberförsterei. Das Försterhaus liegt im Schatten uralter Eichen 
und Kastanien. Da der Tag heiß war, rastete ich ein wenig auf einer 
Bank unter ihren Zweigen. Der Forstmeister, eine prächtige, kraftvolle 
Weidmannsgestalt, trat unter die Haustür, und bald entspann sich ein 
Gespräch, das mit den Kränzen, die noch von der Hochzeit der einzigen 
Tochter her am Hause hingen, anhob und mit dem Wildbestand der 
Forsten endigte. Welsigke ist ein Stück der ehemaligen Brandtsheide und 
hat in seinen Wäldern einen sehr starken Bestand nicht allein an Reh- und 
Damwild, sondern auch an Wildschweinen und Fasanen. Mittlerweile war 
die stille, freundliche Frau Forstmeisterin mit den gütigen Augen zu uns 
getreten; wie durch Zauberhand deckte sich der Tisch, und dem Wegfremden 
wurde in altdeutscher Gastfreundschaft ein kräftiges Frühstück so freundlich 
angeboten, daß das Ausschlagen eine Beleidigung gewesen wäre. 
Neugestärkt wanderte ich weiter nach Grubo, einem alten wendischen 
Dorfe. Der letzte Teil des Weges von hier bis Raben ist der beschwer— 
lichste; er führt durch niedrige Bauernheide, ist sonnig und sandig. Desto 
lieblicher ist der Blick auf das Dörfchen Raben. Es liegt in einem
	        
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