Full text: [Tertia, [Schülerband]] (Tertia, [Schülerband])

Quandt: Synonymen. 375 
Schilderei bezeichnet eine Malerei auf einer Tafel; das neuere Wort Schil— 
derung wird nur noch in übertragenem Sinne, synonym mit Beschreibung ge 
braucht. 
v 
D. 
1 1 
Eine Probe rhetorischer Prosa 
Wirken will der Poet wie der Redner. Aber das Höchste 
Bleibt ihm die Schönheit doch, die er zu bilden sich sehnt. 
Jener behält den Erfolg im Blick stets, dieser erreicht ihn, 
Wenn er ihn über dem Drang seligen Schaffens vergißt. 
Emanuel Geibel. 
297. Anrede Friedrichs I. an seine Generale und Stabs— 
offiziere, 
gehalten im Hauptquartier zu Parchwitz am 8. Dezember 1757 vor der Schlacht bei Leuthen 
Aus dem Gedächtnis sdse von dem General v. Retzow. Aus: Von Retzow (Sohn des Generals) 
Charakteristik der wichtigsten Ereignisse des siebenfährigen Krieges. 
Ihnen, meine Herren, ist es bekannt, daß es dem Prinzen Karl von Loth— 
ringen gelungen ist, Schweidnitz zu erobern, den Herzog von Bevern zu 
schlagen und sich zum Meister von Breslau zu machen, während ich gezwungen 
war, den Fortschritten der Franzosen und Reichsvölker Einhalt zu thun. Ein 
Teil von Schlesien, meine Hauptstadt und alle meine darin befindlich gewesenen 
Kriegsbedürfnisse sind dadurch verloren gegangen, und meine Widerwäaͤrtigkeiten 
würden aufs höchste gestiegen sein, setzte ich nicht ein unbedingtes Vertrauen 
in Ihren Mut, Ihre Standhaftigkeit und Ihre Vaterlandsliebe, die Sie bei 
so vielen Gelegenheiten mir bewiesen haben. Ich erkenne diese dem Vaterlande 
und mir geleisteten Dienste mit der innigsten Rührung meines Herzens. Es 
ist fast keiner unter Ihnen, der sich nicht durch eine große, ehrenvolle Hand⸗ 
lung ausgezeichnet hätte, und ich schmeichle mir daher, Sie werden, wenn es 
gilt, nichts an dem mangeln lassen, was der Staat von Ihrer Tapferkeit zu 
fordern berechtigt ist. Dieser Zeitpunkt rückt heran; ich würde glauben, nichts 
gethan zu haben, ließe ich die Osterreicher im Besitze von Schlesien. Lassen 
Sie es sich also gesagt sein; ich werde gegen alle Regeln der Kunst die beinahe 
dreimal stärkere Armee des Prinzen Karl angreifen, wo ich sie finde. Ich darf 
nicht fragen nach der Anzahl der Feinde noch nach der Schwierigkeit ihrer 
Stellung; alles dieses, hoffe ich, wird die Herzhaftigkeit meiner Truppen bei 
richtiger Befolgung meiner Anordnungen zu überwinden suchen. Ich muß diesen 
Schritt wagen, oder es ist alles verloren; wir müssen den Feind schlagen oder 
uns vor seinen Batterieen begraben lassen. So denke ich, so werde ich handeln. 
Machen Sie diesen meinen Entschluß allen Offizieren der Armee bekannt; be— 
reiten Sie den gemeinen Mann auf die Ereignisse vor, die bald folgen werden, 
und kündigen Sie ihm an, daß ich mich für berechtigt halte, unbedingten Ge— 
—
	        
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