fullscreen: Deutsche Geschichte von 1648 bis zur Gegenwart, mit besonderer Berücksichtigung Brandenburg-Preußens (Teil 2)

30 Erste Periode. Vom Dreißigjährigen Kriege bis zum Österr. Erbfolgekriege, 
Kähne ans Ufer ziehen und alle Wege bewachen, daß die Schweden keine 
Nachricht von seiner Ankunft erhielten. Dann zog er mit 6000 Reitern 
und 1200 Mann Fußvolk, die er auf Wagen mit sich führte, weiter. — 
Er hatte erfahren, daß ein schwedisches Regiment, gewissermaßen das 
feindliche Zentrum, in Rathenow an der Havel stehe. Mit List und 
Kühnheit gelang es ihm, diesen Ort zu nehmen und das schwedische 
Regiment zu vernichten. Die Schweden ahnten noch nicht, daß er in der 
Nähe sei. Da sprengte sein General Derfflinger mit einigen Dragonern 
in schwedischer Uniform an die schwedischen Wachtposten heran und forderte 
die Wache auf schwedisch auf, ihn einzulassen, da er von Brandenburgern 
verfolgt werde. Die Wache ließ sich täuschen und wurde niedergehauen. 
Es half auch nichts mehr, daß die Schweden die Zugbrücke am Haveltor noch 
aufzogen. Von allen Seiten drangen die Brandenburger in die Stadt ein und 
überwältigten sie. Damit war die Linie der Feinde in der Mitte durchbrochen. 
4. Der kühne Angriff. Nun zogen die Schweden aus Brandenburg 
und Havelberg eiligst ab, um sich wieder zu vereinigen; der Kurfürst 
suchte das zu verhindern. Indessen gelang es dem schwedischen Haupt- 
Heere, über Nauen deu Rhin zu erreichen. Hier wurde es in der Nähe 
von Fehrbellin durch die Vorhut der Brandenburger unter dem kühnen und 
tüchtigen Prinzen von Hessen-Homburg festgehalten. Mit nur 1 500 Reitern 
griff er im Einverständnis mit dem Kurfürsten an. Schon nach zwei 
Stunden traf der Kurfürst selbst auf dem Schlachtfelde ein. Aber wie 
gering war seine Macht gegenüber der feindlichen! Er verfügte nur über 
5 600 Reiter und 13 Geschütze gegen 4 000 Reiter, 7 000 Fußsoldaten 
und 38 Geschütze der Schweden. Sein Fußvolk hatte so schnell nicht 
folgen können. Es kam deshalb für ihn alles darauf an, das Gelände 
und die Streitkräfte recht auszunutzen. 
5. Der heiße Kampf. Nun erkannte sein Adlerblick alsbald einige 
Sandberge, die die rechte Flanke der Schweden beherrschten. Sofort ließ 
er seine Geschütze dahinfahren und einige Schwadronen Dragoner absitzen, 
sie zu decken. Da nun auch der schwedische Feldherr die Bedeutung dieser 
brandenburgischen Stellung erkannte, entbrannte der Kampf um sie bald 
aufs heftigste. Große Massen Infanterie, von Kavallerie unterstützt, bringen 
die brandenburgischen Dragoner in die größte Bedrängnis. Der Kurfürst 
sendet ihnen Reiter zu Hilfe; aber die Führer dieser Reiter, die Obersten 
von Mörner und Hennigs stürzen, der eine tot, der andere schwer ver- 
mundet von ihren Pferden. Da sprengt der Kurfürst mit gezogenem 
Schwerte selbst an ihre Spitze und ruft: „Getrost, tapfere Brandenburger; 
ich, euer Fürst, bin nun euer Kapitän und will siegen oder ritterlich mit 
euch sterben." Im Kampfgewühl wird er umringt. Doch die Seinen er- 
kennen die Gefahr, in der er schwebt, hauen sich zu ihm durch und dringen 
unaufhaltsam vorwärts. Aber jetzt wissen die Feinde, daß der Kurfürst 
einen Schimmel reitet; ihre Schützen nehmen ihn zum Ziele. Da bietet
	        
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