Full text: Geschichte der Neuzeit vom Westfälischen Frieden bis in die Gegenwart (Teil 3, [Schülerband])

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Als Ludwig XIV. die Regierung übernahm, war Frankreich Der Staats- 
bereits der wichtigste Staat Europas und diese Übermacht wurde haushalt. 
durch Ludwigs und seiner Minister Maßregeln noch erhöht. Vor 
allem war es Colbert, der als Finanzminister den Staatshaushalt Colbert. 
strenge regelte und dem Könige große Geldsummen zur Verfügung 
stellte. Er sorgte für die Entwicklung der Industrie, indem er die 
Einfuhr fremder Waren erschwerte oder verhinderte, einheimische 
Unternehmen unterstützte und staatliche Fabriken schuf („Merk an- Der Merkan- 
tilismus“. Durch Colberts Tätigkeit errang Frankreich in der Wlismus. 
Industrie die Stellung, die es zum Teil bis heute einnimmt. Dem 
Bauernstand dagegen wandte er geringere Aufmerksamkeit zu und 
dieser nahm-”auch an dem allgemeinen Aufschwung nur wenig teil. 
Die reichen Geldmittel ermöglichten Ludwig die Erhaltung Das 
eines großen stehenden Heeres, das einheitlich gekleidet und ein- Heerwesen, 
exerziert und regelmäßig verpflegt wurde. Frankreichs Grenzen 
wurden durch große, vorzüglich angelegte Festungen gesichert. Von 
einer Reihe glänzender Feldherrn geführt, galten Frankreichs 
Heere durch ein halbes Jahrhundert fast für unbesiegbar, Eine 
trefflich geschulte Diplomatie erleichterte die Arbeit der Die 
Generale; Ludwigs Gesandte spielten an allen Höfen die erste Diplomatie. 
Rolle, sie streuten das Gold mit vollen Händen aus, um Minister 
zu bestechen oder geheime Nachrichten zu erhalten, ja sogar die 
Könige von England und manche deutsche Fürsten nahmen „Jahr- 
gelder“ von ihm an. 
Der politischen Übermacht Frankreichs gesellte sich im 
17. Jahrhundert das kulturelle Übergewicht. Die französische 
Gesittung legte großen Wert auf Zierlichkeit und Leichtigkeit Gesittung. 
des Benehmens; die „Salons“ vornehmer Damen spielten in dieser 
„galanten“ Welt, wie man sie nannte, eine große Rolle. Dabei 
wurde die Pflege von Wissenschaft und Kunst nicht vernachlässigt. 
Auf Richelieus Anregung war um 1630 die Akademie entstanden, Die 
eine Gesellschaft von staatlich besoldeten Gelehrten, die von Zeit Akademie, 
zu Zeit Sitzungen abhielten; sie wurde bald eines der vornehmsten 
Gelehrten-Institute der Welt. Dem Theaterwesen wurde großer Das Theater. 
Wert beigemessen, es entstand eine vom Hof erhaltene Bühne in 
Paris, für welche die großen Tragödiendichter Corneille und 
Racine und der nicht minder bedeutende Lustspieldichter Molie@re Dichtung. 
ihre Dramen schrieben. Neben ihnen bildeten der Fabeldichter 
La Fontaine, die geistlichen Schriftsteller Bossuet und 
Fenelon u. a. den „klassischen“ französischen Stil aus, der
	        
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