Beobachtungen und Erfahrungen. 52
welcher Gegend er kommt, und nach der Richtung wird ja der Wind
genannt (im Gegensatze zur Meeresströmung, die nach der Richtung ge-
nannt wird, wohin sie fließt). Sieht nun der Schüler gleichzeitig — wie
es hier möglich ist und sicher anderwärts auch — die Rauchfahne und
die Windfahne, so bemerkt er sehr bald, daß der Wind die Windfahne
aus Metall genau so von sich weg dreht, wie die Rauchfahne, daß er
also immer aus dem „Rücken" der Fahne wehen muß.
Nicht weit von seinem Klassenzimmer ist nach Norden zu ein Ther-
mometer angebracht. Bevor das Kind seine Mütze und seinen Mantel
an den haken hängt, muß es an dem Thermometer vorbei, aber nicht
ohne hingesehen zu haben. Über das Thermometer war vorher ein Auf-
satz gebildet worden: Ich sehe, der Wärmemesser besteht aus einer dünnen
Röhre. Daran ist unten eine Glaskugel. In der Rugel ist (Quecksilber.
Die Röhre und die Rugel sind auf dem Rahmen aufgemacht. Huf dem
Rahmen ist eine Leiter mit Nummern. In der Mitte ist ein (Querstrich
mit einer Null, von dort aus ist nach oben und nach unten gezählt.
Ich habe gefragt: 1. Wozu ist das (Quecksilber in der Rugel und dem
Rohr? 2. Was soll der 0-strich? 3. Was soll die Zählung nach unten
und oben? Ich habe gelernt: Das (Quecksilber kann sich ausdehnen und
zusammenziehen. Wenn es warm wird, steigt es in die höhe. Wenn es
kalt wird, sinkt es wieder. Wenn es gerade so kalt ist, daß das Wasser
gefriert, dann steht es beim 0-strich. Wird es noch kälter, dann sinkt es
unter Null. Wenn es taut, steigt es über Null. (Also eine kleine Ab¬
handlung: Teile, Zweck der Teile!) Die Zahlen über Null heißen Wärme-
grade, die Zahlen unter Null Kältegrade. Lei 100 Grad über Null steht
das (Quecksilber, wenn ich es in kochendes Wasser halte. Oben steht das
Wort Telsius. Das ist der Mann, der die Einteilung erfunden hat.
Was wird aber am Sonntage oder Feiertage aus den Leobachtungen?
Da entsteht ja eine Lücke im Beobachtungshefte. Oder was wird in den
Ferien? Kuch für diese Fälle ist gesorgt. Die Beobachtungen werden
außer von den Rindern auch vom Hausmeister gemacht und in ein
Wetterbuch eingetragen, wie es vom 3. Schuljahre geführt wird. Kußer-
dem hat er auch den Regenmesser zu verwalten. Er trägt seine Beobach-
tungen auf Tafeln ein, die im untern Hausflur des Schulhauses be-
festigt sind, an denen also alle Rinder vorbei müssen. Die fehlenden
Sonntagsbeobachtungen werden also unter der Kufsicht des Rlassenwetter-
wartes Montag nach diesen Tafeln nachgetragen und ebenso die fehlenden
Ferienbeobachtungen nach dem Wetterbuche des Hausmeisters. Man könnte
da einwenden: ja, da macht doch nicht jedes Rind jede Beobachtung. Das
ist richtig. Kber es ist nicht nötig, und es würde sich auch kaum durch-
führen lassen. Durch diesen Betrieb wird doch wenigstens jedes Rind
jedes Jahr zur schriftlichen Kufzeichnung der Beobachtungen herange-
zogen. Es hilft selbst das Wetterbuch mit bauen, es versteht dann