Full text: Allgemeine Geschichte von Österreich mit steter Bezugnahme auf die Militär-Geschichte

Waffenstillstand, welchen «r dazu benützte, um muthlos Prag zu verlassen 
und die Flucht n ach Holland anzutreten. Prag und bald auch das 
übrige Böhmen fügte sich den Geboten der Sieger. 
Ueber Friedrich V., den Markgrafen von Jäg ernd orf und 
andere hohe Herren wurde nunmehr vom Kaiser die Reichsacht 
ausgesprochen, ihre Lä nder als verwirkt erklärt. In Böhmen herrschte durch 
drei Monate Ruhe, dann aber wurde ein strenges Strafgericht 
abgehalten; die Rädelsführer und viele Mitschuldige des Aufstandes büßten 
ihre Güter, einzelne auch das Leben ein. 
Die Confiscationen hatten einen Werth von 43 Millionen Gulden ; dieser 
Besitz wäre bei den damaligen Geldverhältnissen hinreichend gewesen, um dem Staate 
für viele Jahre hinaus die zahlreichste und tüchtigsste Armee zu schaffen und damit 
den ganzeu dreißigjährigen Krieg ~ unmöglich zu machen. Leide: behielt der Staat 
von den eingezogenen Gütern nur das Wenigste für sich, sondern bereicherte damit 
die Kirche und die treu verbliebenen Adelsfamilien. 
In Böhmen, Mähren, Schlesien und Oberösterreich wurde jett der 
Protestantismus hart bedrängt und fast ausgerottet. Viele Tausende 
von Familien, namentlich Adelige, wanderten aus. Den Majestäts- 
brief erklärte der Kaiser als verwirkt und vernichtete ihn 
eigenhändig. 
Reichlich belohnte Kaiser Ferdinand II. seine Alliirten: die Lausitz 
fiel (Anfangs pfandweise, später definitv) an S ach sen; dem Herzoge von 
Baiern wurde auf Kosten des geächteten Friedrichs V. trog des Protestes 
der Reichsstände die O b er pfalz und die damit verbundene Kur- 
würde zu eigen gegeben; troy dieser großen Kriegsentschädigung räumten 
die Baiern jedoch Oberösterreich, welches ihnen vorläufig als Pfand 
gegeben war, erst nach ein paar Jahren (1628). 
Unterdessen kämpften die Kaiserlichen in Ungarn nicht ohne Glück 
gegen Bethlen, welcher in einem Vertrage zu Nikolsburg (1622) 
auf den Titel eines Königs von Ungarn verzichtete, dagegen aber die 
Herzogthümer Oppeln und Ratibor und sieben ungarische Grafschaften 
auf Lebenszeit abgetreten erhielt. 
Während Friedrich V. in Holland im alten Leichtsinne fortlebte 
und jeden Schritt zur Versöhnung mit dem Kaiser halsstörrig unterließ, 
standen nach einander verschiedene Abenteurer auf, welche für seine Sache 
und den Protestantismus zu kämpfen vorgaben, in Wirklichkeit aber nur 
sich selbst bereichern wollten. 
Nachdem ganz Böhmen schon zum Gehorsam zurückgeführt worden 
war, hielt sich in Pilsen noch durch einige Zeit Graf Mannsfeld. 
Seine eigenen Truppen verkauften jedoch die Stadt an die Kaiserlichen ;
	        
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