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Deutschland, um sich die Herrschaft über die Ostsee zu sichern. Ob-
wohl er bald im Kampfe fiel, hatte er doch Schweden zu einer Groß-
macht erhoben.
Seine Tochter und Nachfolyerin Christine stand anfangs unter
der Vormundschaft des Reichsrates, an dessen Spitze sich der Kanzler
1644 Axel Oxenstierna befand; erst im Jahre 1644 übernahm sie selbst
die Regierung. Sie hatte eine gelehrte Erziehung genossen und solche
Liebe zu den Künsten und Wissenschaften gewonnen, daß sie gegen
1654 die Regierungsgeschäfte Abneigung faßte und sich (1654) entschloß,
zu Gunsten ihres Vetters, des Pfalzerafen Karl Gustavy von Zwei-
brücken, dem Throne zu entsagen. In ihre Regierungszeit fällt der
Abschluß des westfälischen Friedens, Nach ihrer Abdankung
trat Christine zur katholischen Kirche über und nahm zuletzt in Rom
ihren bleibenden Aufenthalt (+ 1689).
H. Die Zeit des dreißigjährigen Krieges (1618 —1648).*)
5 24. Die Kaiser Rudolf IT. (1576—1612) und Matthias (1612—1619).
[Rudolf IL, 1576—1612**] Rudolf IL, der seinem Vater Masxi-
milian auf dem Throne folgte, besaß kein Geschick zum Herrschen,
Kr lebte zurückgezogen im Schlosse zu Prag, wo er sich mit Astrologie
und Alchimie beschäftigte und eine großartige Sammlung verschiedener
Kunstwerke und seltener Naturprodukte anlegte. Da er sich wenig um
lie Regierungsgeschäfte kümmerte, so sank in Deutschland das kaiserliche
Ansehen noch tiefer und der Protestantismus griff durch Einziehung
veistlicher Güter, trotz des Vorbehalts, stets weiter um sich. — Im
Jahre 1602 erwarb der Kaiser Siebenbürgen, welches ihm Siegmund
Bäthory abtrat. Da der Kaiser unvermählt war, so bat ihn sein Bruder
Matthias um die Bestimmung der Nachfolge; aber er weigerte sich mit
krankhafter Gereiztheit, diesem Wunsche nachzugehen, und suchte die
Zügel der Regierung fester anzuziehen, indem er namentlich den Prote-
stanten streng entgegentrat. Dies veranlaßte in Ungarn eine Erhebung,
1604 an deren Spitze sich Stephan Bocskay stellte (1604). Auch die
Türken hielten den Zeitpunkt zum Angriff auf die kaiserlichen Grenz-
*) Hurter, Geschichte Ferdinands I. und seiner Zeit. 1850 u. folg. Der-
selbe, Wallensteins vier letzte Lebensjahre. 1862. -—K1op , Tilly. 1861. — Gfrörer,
Gustav Adolf, Herausgegeben von Klopp. 1863. — v, Ranke, Wallenstein, 1870. —
Hallwich, Wallensteins Ende, Ungedruckte Briefe und Akten, 2 Bde. 1879. —
Gindely, Geschichte des dreißigjährigen Krieges; 4 Bde. — Winter, Geschichte
des dreißigjährigen Krieges. 18938.
**) Hammer-Purgstall, Khlesls Leben, 4 Bde., 1847—1851. — Kersch-
baumer, Kardinal Khlesl, 1865. — Gindely, Rudolf II. u. seine Zeit. 2 Bde.