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Lorbeer und Eiche schmückten sein Haupt. Glorreich waren die Siege,
die sein Schwert erkämpfte, wie die Erfolge, die er im Frieden als
Schützer von Kunst und Wissenschaft, von allen bürgerlichen Tugenden
errang. Freudigen Herzens durfte Kaiser Wilhelm seinen Sohn mit den
höchsten Ehren für seine Verdienste in Krieg und Frieden auszeichnen.
Warm schlugen die Herzen aller Deutschen für den Helden, der in heißer
Schlacht die Söhne des Nordens und des Südens zum Siege geführt
und für die Einheit und Größe des Vaterlandes mit den glänzendsten
Erfolgen gewirkt. „Unser Fritz!" Ja, er war der Liebling des Volkes,
schon seit Jahren galt ihm die Liebe aller Deutschen. Am unermüdetsten
und rührendsten bekundete sie sich in jenen schweren Tagen, als er todkrank,
aber auch todesmutig mit dem tückischen Feinde rang, der sein Leben be.
drohte. Da mochte es ihm ein süßer Trost im Leiden sein, an tausend
Zeichen zu erkennen, wie sehr er von seinem Volke geliebt war. Blumen
streute es ihm auf den Weg, als er noch einmal die Pracht des deutschen
Waldes am Pfingstfest schauen wollte. Blumen sandte es ihm ins Haus,
als er durch rauhes Wetter an sein Kranken- und zugleich Arbeitszimmer
gefesselt war. Mit Blumen und Fahnen schmückte es Kirchen, Häuser
und Brücken, als er auf der Spree und der Havel dahinsuhr nach Pots¬
dam, seinem Lieblingssitz, dem Ort, der für immer geweiht ist durch die
stolzen Erinnerungen an Kaiser Friedrichs ruhmreiches Vorbild, Friedrich
den Großen.
Dort, wo er vor 56 Jahren das Licht der Welt erblickte, sank Kaiser
Friedrich in der Morgenstunde des 15. Juni in den ewigen Schlummer,
nachdem er durch mutiges, ergebenes Dulden dem Lorbeerkranz und Eichen¬
zweig die Märtyrerkrone hinzugefügt. Die Vorsehung hat es gefügt, daß er,
der am Jahrestag der Schlacht bei Leipzig 1831 geboren wurde, am
Jahrestage der Schlacht bei Belle-Alliance 1888 zu seiner letzten Ruhe¬
stätte in der Friedenskirche zu Potsdam geleitet wurde. So fielen An¬
fang und Ende eines Lebens, das in der Geschichte mit der Einigung und
Größe Deutschlands für immer verknüpft ist, mit den Gedenktagen jener
großen Zeit zusammen, die Preußen und Deutschland die Selbständigkeit
rettete und wiedergab.
IM. Aaiser Friedrichs letzte Fahrt. (6. Juni 1(888.)
Theodor Fontane.
Gedichte. Stuttgart u. Berlin 1905. 11. stuft. S. 315.
„Ich sähe wohl gern", er sprach es stumm,
„noch einmal die Plätze hier herum,