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Kriegsflotte, aber ihre Landmacht bestand meist nur aus unzuverlässigen Söldnern,
Der Reichtum Karthagos beruhte vorzugsweise auf dem Handel. Die Bergwerke
Spaniens lieferten Silber, Elba Eisen, von den Inseln Englands holten die Karthager
Zinn, aus dem Innern Afrikas Elefantenzähne, Goldstaub, Edelsteine und Neger-
sklaven. Aber der Reichtum war nur in wenigen Familien angesammelt; dem
reichen Geldadel gegenüber stand eine besitzlose, schwer lenkbare Volksmasse-
Die Behandlung der zahlreichen Sklaven war grausam und die Besteuerung der
Untertanen drückend.
Die Verfassung war oligarchisch. An der Spitze des Staates standen zwei
Beamte (Suffeten), die alljährlich gewählt wurden und denen ein Rat von
28 Mitgliedern zur Seite stand. Die eigentlich entscheidende Körperschaft war das
Kollegium der Hundert, das aus Vertretern der reichen Familien zusammen-
yesetzt war und selbst die Suffeten und die Mitglieder des Rates zur Rechen-
schaft ziehen konnte.
[Veranlassung des Krieges.] Die campanische Söldnerschar der
Mamertiner, welche aus dem syracusanischen Dienste entlassen
worden waren, hatte sich der Stadt Messana bemächtigt und beun-
ruhigte von dort aus ganz Sizilien. Als sie von den Syracusanern
unter dem Tyrannen Hiero belagert wurden, rief ein Teil von ihnen
die Römer zu Hilfe; aber bevor diese Folge leisteten, gelang es den
Karthagern, sich der Burg von Messana mit Hilfe der antirömisch ge-
sinnten Partei daselbst zu bemächtigen.
[Der erste Krieg in Sizilien 264—260.] Die Römer beschlossen 264
nach einigem Zögern, den Mamertinern zu Hilfe zu kommen, weil ihnen bis
dadurch ermöglicht wurde, festen Fuß in Sizilien zu fassen. Sie landeten 260
nach dem Beschlusse der Comitien in Sizilien und verdrängten die
Karthager aus Messana. Diese kündigten hierauf den Römern den
Krieg an, waren aber selbst im Vereine mit den Syracusanern nicht im
stande, den Römern Messana zu entreißen. Hiero schloß jetzt mit den
Römern Frieden, die nun die Belagerung von Agrigent unternahmen
und diese wichtige Festung eroberten. Solange sie aber keine eigene
Flotte besaßen, schien es ihnen unmöglich, die Herrschaft über die
Insel zu erringen, da die Karthager, wenn auch zu Lande besiegt, doch
im Besitze wichtiger Seeplätze blieben, die sie mit ihrer Flotte leicht
verteidigen konnten. Deshalb erbauten sie nach dem Muster eines
gestrandeten feindlichen Kriegsschiffes in kurzer Zeit eine Flotte von
120 Kriegsschiffen. Mit dieser gewann der Konsul C. Duilius bei
Mylä den ersten Seesieg der Römer, vornehmlich mit Hilfe der neu
erfundenen Enterbrücken (260). 260
[Krieg in Afrika] Da sich trotzdem der Krieg in die Länge
zog, faßten die Römer den Entschluß, den Konsul M. Atilius Re-
gulus mit einer Flotte von 330 Schiffen, welche ein bedeutendes
Landungsheer (40.000 Mann) an Bord hatten, nach Afrika zu senden.