Full text: [Teil 2 = Oberstufe, [Schülerband]] (Teil 2 = Oberstufe, [Schülerband])

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Laub sie verdrängt. Ja, die immer grünende Eiche behält ihre Blätter 
selbst im Winter grün und wird deshalb in Lustwäldern angepflanzt 
Das schöne Eichenlaub ist ein wahrhaft königlicher Schmuck, der 
zu dem hohen, mächtigen Baume trefflich paßt und nicht mehr der 
buntgefürbten Blüten und duftenden Blumenkronen bedarf, wie sie die 
schmucke Tulpe oder das bescheidene Veilchen bieten, die zur kurzen 
Fluhlingsfreude gemacht sind und von den Kindern gepflückt werden 
In der Farbenpracht der Blüte, welch ein Unterschied ist da zwischen 
Aner Tulpe und einer Eichenblüte! Bei der Tulpe runden sich schön 
gefürbte Blumenblätter zu einem prächtigen Kelche, worin sechs kräftige 
Staubgefüße mit ihren langen, schwarzen Staubbeuteln um den statt— 
lichen, dreieckigen, säulenförmigen Fruchtknoten herumstehen. Bei der 
Eiche hingegen finden wir gar nicht einmal den Fruchtknoten in den 
unscheinbaren, grünlichen Schuppen, welche die Blüte vorstellen und 
traubenförmig herabhängen; in den Blattwinkeln sitzen abgesondert rötliche 
Narben auf einem fast unsichtbaren Fruchtknötchen Gleichwohl belebt 
sich dieser wie ein Sandkorn große Samenkern durch den von den männ 
lichen Blüten herabfallenden Staub zu einer kräftigen Eichel, in welche 
der liebe Gott den ganzen großen Eichbaum versteckt. Die Eichel ist 
kein wohlschmeckendes Obst, wie die Kirsche, und kein Getreide, wie 
der Weizen, aber geröstet gibt sie für den Menschen einen stärkenden 
Kaffee, der oft von den Ärzten als Heilmittel angeordnet wird. Es 
ist bekannt, welch eine vortreffliche Mast für das zahme Schwein die 
Eicheln geben, uund wie diese Früchte eine Lieblingsnahrung der wilden 
Schweine sind; weniger bekannt ist es aber, daß in Italien und Spanien 
auch süße Eicheln wachsen, deren Früchte wie Kastanien gegessen werden. 
Die Rinde der Eiche, besonders wenn man sie im Safte schält, 
hat scharfe und bittere, zusammenziehende Stoffe in sich, welche eine 
fehr gute Lohe zum Gerben des Leders geben. Der ganze Baum birgt 
solche zusammenziehende Säfte, besonders aber die jungen Stämmchen 
und NMe. Darum wird in Eichenwaldungen aus dem alle 80512 Jahre 
zu sänbernden Unterholz, welches zum Lohschälen fast nur Verwendung 
findet, fast mehr Geld gelöst, als aus den Hochstämmen, die erst nach 
langen Jahren zu Nutzholz verwendbar sind 
Die Vorsehung hat noch eine andere Art der Eichen wiederum 
dazu bestimmt, durch ihre Rinde dem Menschen nützlich zu sein, 
und diese Eiche verlangt denn auch, daß der Mensch ihr rech 
fleißig die Rinde abschält. Geschieht solches nicht, so wächst sie nicht 
so nstig und wird nicht so alt. Ich meine die Korkeiche, deren 
Rinde du schon oft in der Hand hieltest, wenn du von einer Flasche 
den Stöpsel abzogst, die aber noch vielfach anders benutzt wird, 
z. B zu Schuhsohlen, um Nüsse und Kälte abzuhalten (Pantoffel⸗ 
holz) zu Fischneßen, Tapeten, und wenn man den Kork ver— 
breunt, zu einer feinen, schwarzen Farbe, Spanischschwarz genannt. 
Die Korkeiche ist, wie die oben erwähnte immergrünende, gleich⸗
	        
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