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vor dem Ausbruch des ersten Koalitionskrieges (1793 — 1796) hatte der
Kampf der äußersten Linken gegen die Gironde begonnen; durch Pöbelaufstände
(Hebert, Henriot) und durch die Energie der aus dem Konvent gebildeten Aus¬
schüsse (Sicherheit- und Wohlfahrts-Ausschuss, Revolutions-Tribunal), kam es
dahin, dass die Girondisten aus dem Konvent ausgeschlossen wurden. Sie starben
theils durch die Guillotine, theils durch Selbstmord, einige entkamen durch die
Flucht. Aber auch der blutdürstige und pöbelhafte M a r a t starb eines gewaltsamen
Todes durch Charlotte Corday. Die Ausstände, die in mehreren Städten des
Südens (Lyon, Marseille, Toulon; Napoleon Bonaparte bei der Erstürmung Tou¬
lons, 1793), in der Normandie und Bretagne, namentlich aber in der Vendec
gegen die Schreckensherrschaft ausbrachen, wurden mit furchtbarer Grausamkeit
unterdrückt (Anhänglichkeit der Vendee an Kirche und Königtum). Auch gegen die
auswärtigen Mächte kämpften die aus dem allgemeinen Aufgebot hervorgegangenen
französischen Heere glücklich. Zwar fielen im Anfang des Krieges das Elfass und
Flandern in die Hände der Verbündeten; aber nach mehreren, mit wechselndem
Kriegsglück gelieferten Treffen sahen sie sich genötigt, der starken Rheinarmee unter
Pichegru zu weichen und über den Rhein zurückzugehen. Preußen und Spanien,
bald darauf Toskana und Hessen-Kassel schlossen mit Frankreich Frieden (Baseler
Frieden 1795), und hiermit war die große Koalition gegen Frankreich aufgelöst.
In Belgien kämpfte Jourdan mit Glück gegen den Prinzen von Koburg und
entschied durch feinen Sieg bei Fleurus (1794) den Rückzug der Österreicher.
Das ganze linke Rheinufer kam in die Hände der Franzosen, während der Herzog
von York und der Prinz von Omnien, die sich von den Österreichern getrennt
hatten, einen festen Punkt nach dem andern in den Niederlanden verloren. Endlich
drangen die Franzosen unter Pichegru, vom strengen Winter begünstigt, über die
gefrorenen Flüsse und Kanäle in Holland ein und nötigten den Erbstatthalter zur
Flucht Die Niederlande wurden in eine batavifche Republik umgewandelt
und zur Bundesgenossenschaft mit Frankreich genötigt (1795). Der Seekrieg gegen
Großbritannien nahm für die Franzosen eine ganz andere Wendung, als der Kamps
zulande. Denn die Britten erfochten nicht allein über Frankreich sondern auch über
die mit Frankreich verbündete batavische Republik so glückliche S.ege, dass beider
Kolonieen fast gänzlich eine Beute der Britten wurden. - Inzwischen dauerte der
Terrorismus des Wohlfahrtsausschusses (Robespierre, deffen Macht ^etzt unumschränkt
war- St. Just) fort. Tausende von Aristokraten fielen unter der Guillotine, darunter
die Königin Maria Antoinette, Elisabeth, die Schwester LudMgs XVI;
Danton und Demoulins, die dem Treiben Robespierre's und der Jakobiner Wi er¬
stand entgegensetzten (Kultus der Vernunft, durch Hebert betrieben, daher Hebertisten ,
starben ebenfalls nebst ihren Anhängern; andere, die Robespierre als Ulttarevolu-
tionäre bezeichnete, theilten dasselbe Schicksal. Robespierre, em dusterer und grau¬
samer Mensch, der sich mit dem Schein der Tugend brüstete ließ^ dann durch den
Konvent erklären, das Dasein eines höchsten Wesens und die Unst rbüchkeü.b«
Seele sei eine Wahrheit, und schaffte den Kultus der Vernunft wieder aK Bald
daraus erfolgte auch sein Sturz, zu dem sich die noch übrigen Freunde Dante s
mit den bisher aus Furcht folgsamen Mitgliedern des Konvents verbanden (Juli
1794, 9. Thermidor, Thermidorianer). Robespierre und ,0 seiner Anhang
hingerichtet. Der Konvent beschränkte nun die Macht der Ausschüsse und des Pobels,