Full text: Die Neuzeit (Teil 3, [Schülerband])

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überlegene Türkenflotte. Nach einer Musterung seiner Schiffe und einem 
allgemeinen Gebete gab der Kaisersohn,. im Sehmueke seiner blonden 
Loeken .und in. strahlender Rüstung auf. dem Verdecke. stehend, das 
Zeiehen. zur. Schlaeht. Freudigen Antes, „fertig zum Tode“, folgten Spanier 
und Italiener dem geliebten Admiral; alle erfaßte die grimmigste Kamples- 
lust. Der 24jährige Dichter Cervantes eilte mit fieberglühenden Wangen 
vom Krankenbette auf das Deck, um mitzukämpten, und. als ihm die 
linke Hand zerschossen wurde, rief er: „Wunden sind Sterne, die in den 
Himmel der Ehre geleiten.“ Rinzelne Galeeren verloren ihre ganze Mann- 
schaft; Don Juan selbst-ward verwundet. -aber schließlich wichen die 
Veinde. 12.000 gefangene Christen, die man auf den eroberten Schiffen 
fand, erhielten die Freiheit. König Philipp nahm die Siegesbotschaft auf, 
ohne Erregung zu zeigen: „Don Juan hat viel gewagt,“ sprach er. Der 
greise Papst brach in Tränen aus. In Spanien meinte man schon Kon- 
stantinopel und Jerusalem durch den jungen Helden erobert zu sehen. 
Aber die selbstsüehtigen Venetianer- schlossen Frieden, .der -Bund löste 
sieh auf undder größte Sieg des Jahrhunderts blieb zum großen Schmerze 
Don Juans, dessen ganze Hoffnung auf den Türkenkrieg gerichtet war, 
ohne Folgen. 
. Deer Abfall der Niederlande. Während in Italien und Spanien die 
neuen Lehren nur wenig Anhänger fanden, war Luthers und besonders 
Calvins Lehre schon früh in die Niederlande eingedrungen und hatte 
dort große Verbreitung gefunden. Die Niederlande bestanden, als Philipp 
die Regierung antrat, aus siebzenn durch Handel und Gewerbe blühenden 
Provinzen. Antwerpen war eine der glänzendsten und reichsten Städte 
der Welt. „Die Welt ist ein Ring und Antwerpen der Diamant darin.“ 
Obwohl Karl V. streng gegen die Neuerer vorging, war dennoch unter 
ihm Ruhe geblieben. Er war in den Niederlanden geboren, liebte das 
Volk und gewann seine Herzen durch freundliches, ungezwungenes Ent- 
gegenkommen. Anders stand es mit Philipp; seine Zurückhaltung, sein 
finsterer Ernst und seine Unzugänglichkeit verletzten die Niederländer, 
die in ihm nur den stolzen Spanier sahen. Ihre Abneigung wurde noch 
erhöht dureh seine strengen Maßregeln gegen die Reformation und durch 
seine Versuche, ihre freiheitlichen Rechte zu beeinträchtigen. Philipp II. 
hatte seine Stiefschwester Margareta von Parma, eine Frau von grober 
Klugheit und männlichem Geiste, als Statthalterin eingesetzt und ihr den 
Bischof, späteren Kardinal Granvella als Ratgeber beigegeben. Dieser 
suehte dureh Gründung neuer Bistümer und durch Einführung des in 
Spanien üblichen Ketzergerichtes, der Inquisition, die Ausbreitung der 
protestantischen Lehre zu verhindern, machte sich aber dadureh so ver- 
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