197
Doch Heinrich II. zeigte sich als kriegsgewaltiger Heerführer, In zwei Feld-Unterwerfung
zügen besiegte und demütigte er den Böhmenherzog und dieser blieb fortan ein 7
treuer Vasall des Kaisers. a
Der zweite Krieg im Osten war gegen Ungarn gerichtet. Hier hatte Stephan Ungarn.
der Heilige (995—1038) ein christliches und nationales Staatswesen geschaffen, atephan
Welches im Jahre 1000 zum Königreiche erhoben wurde (s. S. 192). Die Verfassung Sn EEE
des Landes wurde der fränkischen nachgebildet. Besonders diente Stephan dem
Heiligen, der mit der bayrischen Prinzessin Gisela vermählt war, Bayern als
Vorbild. Das Reich wurde in Grafengaue, Komitate, 72 an der Zahl, ein-
geteilt, mit je einem Comes (Grafen, Obergespan) an der Spitze. Als kirchliche
Metropole der ungarischen Bistümer gründete Stephan das Erzbistum Gran und
bemühte sich, sein Volk einer höheren Kultur zuzuführen. Ihm folgte sein Schwester-
Sohn Peter, der Venezianer genannt, weil seine Mutter an den damaligen ‚een der
Dogen von Venedig verheiratet war. Dieser war als Fremdling unbeliebt und
Machte sich vollends verhaßt, als er zahlreiche Venezianer ins Land zog. Eine
National-heidnische Partei erhob sich gegen ihn, nötigte ihn zur Flucht und erhob
einen Einheimischen, Aba, zum König. Peter flüchtete zu seinem Schwager,
dem babenbergischen Markgrafen von Österreich Adalbert (1018—1055), und
Suchte auch die Hilfe Heinrichs III. zu gewinnen. Wirklich unternahm Heinrich Ungarn ein
gemeinsam mit Adalbert von Österreich drei Feldzüge zugunsten Peters. Er ließ A sies
Aba enthaupten und Peter leistete ihm 1045 den Vasalleneid. Mit der Erwerbung 1045.
Ungarns erhielt das deutsche Reich die größte Ausdehnung nach dem Osten.
Es umfaßte die drei Königreiche Deutschland, Italien und Burgund und besaß die
Lehensoberhoheit über Böhmen, Polen und Ungarn. Doch schon 1063 hörte die
Abhängigkeit Ungarns von Deutschland auf. Dauernd blieb dagegen dem Reiche
die in diesem Kampfe errungene, bis zur Leitha und March ausgedehnte Ost-
grenze, bis wohin Österreich erweitert wurde.
AT. Heinrich II und die Kirche.
Durch seine Vermählung mit der aquitanischen Prinzessin Agnes von
Poitiers wurde Heinrich III in die Reformideen der Kluniazenser hinein- Beziehungen
gezogen. Er hat die Kirche, die sich damals in tiefem Verfall befand, wieder zu” den Klunia
Glanz und Macht erhoben, dadurch aber eine große Gefahr für die deutsche Herr-
Schergewalt herbeigeführt. Die Simonie (Kauf und Verkauf geistlicher Würden)
Stellte er ab, ebenso auch den Nikolaitismus. Unter dem letzteren versteht BokAmpfang
Man das sinnliche Treiben der Geistlichkeit und die Verstöße gegen den Zölibat, und des
da die Geistlichen damals zumeist verheiratet waren. Nikolaitismus,
Infolge dieser beiden Hauptgebrechen kam die päpstliche Würde oft an ganz
Unwürdige und lasterhafte Männer. In Rom herrschte damals volle Anarchie Beseitigung
und drei Päpste nahmen zu gleicher Zeit die höchste kirchliche Würde in Anspruch,‘ Sch'smas,
Heinrich ließ sämtliche drei Päpste absetzen und erhob Suidger von Bamberg, .
Sinen deutschen Bischof von makellosem Charakter, auf den päpstlichen Stuhl. Die von
Suidger nahm den Namen Klemens II an und schmückte Heinrich III mit Heinrich Il
der Kaiserkrone. Nach Klemens IL. erhob der Kaiser noch drei deutsche Päpste K .—-
Und gemeinsam mit diesen tüchtigen Männern förderte er die Reform der Kirche Päpste,
m Sinne der Kluniazenser.
16%
Ü