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zur Verfügung stellte, später auch Köln. Die Bürger waren mit dem bischöflichen
Regiment schon lange unzufrieden gewesen und sahen in einem starken Königtum
die einzige Gewähr der Ordnung, deren der aufblühende Handel und Gewerbe-
fleiß bedurfte.
_ Inzwischen setzten sich aber die Sachsen durch furchtbare Greuel, indem Umschwung.
Sc selbst Kirchen nicht verschonten und Gräber schändeten, durchaus ins Unrecht.
Die Gegner wurden wieder schwankend, ein Teil der Fürsten, besonders in Süd-
deutschland, trat auf die Seite des Königs, so der babenbergische Markgraf von
Österreich Ernst der Tapfere (1055—1075). König Heinrich brachte jetzt den Bezwingung
Sachsen an der Unstrut 1075 eine schwere Niederlage bei. Ernst von Österreich der Sachsen,
besiegelte in dieser Schlacht seine Königstreue mit dem Tode. Der König nützte
Seinen Sieg in harter Weise aus, richtete die Burgen wieder auf, nahm die sächsi-
Schen Großen in harte Haft und hauste in Sachsen wie in Feindesland. __—_.
— Yie-Erhebung des Papsttums,
Ziele des Papsttums. Der Kampf gegen die Simonie und den Nikolaitismus
Srschöpfte keineswegs die Bestrebungen der kluniazensischen Reformpartei in
der Kirche. Das Endziel derselben bildete vielmehr die vollkommene Freiheit
der Kirche von jeder weltlichen Gewalt. Daraus ergab sich das Bestreben,
die Kirche von der kaiserlichen Schutzherrschaft zu befreien und die ausschließ-
liche Obergewalt des Papsttums in allen kirchlichen Angelegenheiten durch-
zuführen,
Hildebrand. Um die Mitte des 11. Jahrhunderts war der Mönch Hildebrand
das Haupt der Reformpartei in Rom. Um 1020 in einer Bauernfamilie in Toskana
geboren, von kleinem Wuchse und unbedeutendem Äußern, fand er durch einen
Mütterlichen Oheim Aufnahme in ein römisches Kloster und durchdrang sich hier,
wie später in Cluny selbst, ganz und gar mit den Ideen der kirchlichen Reform-
Partei, ja er schritt bis zu den letzten Folgerungen dieser Ideen fort, zu der Be-
Sründung einer Übermacht der Kirche über die weltliche Herrschergewalt, der dee der
Stiftung einer kirchlichen Universalherrschaft, der Theokratie des Statt- pstlichen
halters Christi auf Erden. jerrschaft.
Bund des Papsttums mit den Normannen. Hildebrand bestimmte die Nor-
Mannen, welche von Heinrich III. mit Apulien belehnt worden waren und in-
Zwischen ihr Gebiet sehr beträchtlich erweitert hatten, ihre Länder als päpstliches
Lehen entgegenzunehmen. Dieser lehensrechtliche Anschluß Unteritaliens an
das Papsttum gab dem letzteren einen starken Rückhalt für die bevorstehenden
Verwieklungen.
Die neue päpstliche Wahlordnung. Die Befreiung des Papsttums vom Kaiser-
tum begann mit der neuen päpstlichen Wahlordnung der Lateransynode
(1059), Die Besetzung des apostolischen Stuhles sollte fortan durch die Wahl
der Kardinalbischöfe erfolgen, d. h. durch die hohe Geistlichkeit des römischen
Sprengels, nicht mehr durch Adel und Volk. Die Genehmigung des Kaisers, die
anfänglich vorbehalten blieb, wurde bald auch fallen gelassen. ;
.. Gregor VIL 1073—1085. Bald darauf kam Hildebrand auf den päpst-
lichen Stuhl und nahm den Namen Gregor VII. an. In schärfster Weise ging