Object: Europa ohne Deutschland und die außereuropäischen Erdteile (Bd. 2 = Oberstufe, Kl. III und II)

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In der Hutfabrik. 
nur e i ii Heilmittel gab — einen Ausflug in die freie Natur, in die anmutige 
Umgebung der großen Stadt, die damals noch als Hauptstadt der Welt galt. 
Gedacht, gethan. Mit mehreren Gesinnungsgenossen begaben wir uns 
nach dem Anlegeplatz der Dampfschiffe, um nach St. Cloud zu fahren und 
dort im Schatten herrlicher, alter Bäume Geist und Körper erquickender Ruhe 
zu überlassen. Ich stand auf dem Deck und beobachtete die Ufer, an denen 
das Schiff vorüberglitt. Auf einmal erhielt mein schöner, grauer Hut von 
der Stange des Bootsmanns einen Stoß, daß ich barhäuptig dastand, während 
der Hut auf eigene Hand eine Wasserfahrt machte. Vergeblich bemühte sich 
der Bootsmann, seine Ungeschicklichkeit wieder gut zu machen. Das Boot 
legte bei der Weltausstellung an, und ich war gezwungen, auszusteigen. Da 
stand ich nun auf der Landungsbrücke und sah, wie das Dampfschiff lustig 
davonrauschte. 
Eine mitleidige Seele in Gestalt des auf der Landungsbrücke stehenden 
Sergeanten näherte sich mir: „Mein Herr, Sie haben Ihren Hut verloren?“ 
— „Er nimmt ein unfreiwilliges Bad in der Seine.“ — „Ah, das ist merk¬ 
würdig. Aber Ihr Hut wird schwimmen können. Er wird hier vorbeikommen, 
wir werden ihn wieder erhalten. Ich achte auf alles, was die Seine daher¬ 
wälzt . . . Sehen Sie, ist das Ihr Hut?“ 
Richtig, da kam er angeschwommen. Ein Boot wurde losgemacht, und 
in wenigen Minuten war der Flüchtling in meinen Händen. Aber in welcher 
Verfassung! Nur einer Vogelscheuche konnte er zur Zierde gereichen. Woher 
nun einen Hut nehmen? Es war Sonntag und die Ausstellung überdies 
fernab von den Modemagazinen gelegen. Da erinnerte ich mich, daß in der 
Ausstellung eine Hutfabrik in Tätigkeit war. Dorthin lenkte ich meine 
Schritte. Eine kleine Auswahl von Hüten war allerdings vorrätig, aber keiner 
paßte. „Warten Sie ein wenig, wir werden Ihnen sofort einen Hut anfertigen, 
wie Sie ihn wünschen,“ tröstete man mich. „Befehlen Sie schwer oder leicht?“ 
— „Mittel,“ erwiderte ich. 
Ein Mädchen nahm von den Kaninchenhaaren, welche nach Farbe und 
Qualität gesondert waren, und wog 110 g davon ab. Das war das Roh¬ 
material zu dem Hute. Dann breitete sie die Haare auf einer mittelst 
Dampf erhitzten, eisernen Platte aus, die durch eine Maschinerie in einen 
Apparat geschoben wurde, in welchem Bürsten die Haare auseinanderzerrten. 
Die trockenen, auseinandergezerrten Haare wurden nun von einem kräftigen 
Luftstrom ergriffen, den ein Gebläse erzeugte, und gegen einen durchlöcherten, 
kupfernen Kegel geblasen, der sich langsam um seine Achse drehte. An 
diesen Kegel legten sich die Haare kreuz und quer übereinander in Gestalt 
einer zarten Decke. Als dies geschehen war, wurde ich gefragt, ob ich 
besonders gute Qualität wünschte. Ich entschied mich für gute Qualität. 
Hierauf wurden sehr feine, weiche Haare genommen und in derselben Weise 
auf die Haardecke geblasen, welche bereits auf dem kupfernen Kegel lag, 
so daß die gröberen Haare einen Überzug von zartem Flaum erhielten. Man 
nennt diese Operation „plattieren“.* Nun galt es, die lockeren Haare in festen 
Filz zu verwandeln. Ein nasses Tuch wurde zu diesem Zwecke auf den
	        
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