Metadata: Vom goldnen Überfluß

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Demütig war er jahrelang 
zu Fuß gewandert so manchen Gang, 
bis Gliederfahren und Zipperlein 
ihm mählich lähmten Arm und Bein; 
jetzt muß er, will er die Pflicht erfüllen, 
ein Rößlein reiten, auch wider Willen. 
Er küßt das heilige Sakrament 
im Silberkreuz und birgt es behend 
an seiner Brust; die Stelle ist rein, 
wie in der Kirche der Heiligenschrein. 
Und Hut und Mantel nimmt er dann; 
zuletzt noch zieht er die Handschuh' an, 
zwei langgeschonte und tugendreiche, 
wildlederne, pelzgefütterte, weiche, 
vielwerte Gabe vom Probst Finet, 
der lange schlummert im kühlen Bett. 
Schon harrt der Knecht mit dem Pferde sein, 
er hinkt zur Türe mit Müh' und Pein, 
halb steigt er auf, halb wird er gehoben, 
und Bügel und Mantel zurechtgeschoben. — 
Das Füchslein, das den Weg schon weiß, 
führt man es nur ins richtige Gleis, 
hebt seine Hufe mit Gemach, 
es tritt bedächtig, ihm ist nicht jach. 
Und als sie kommen hinaus auf die Höh', 
da weht und wogt und wirbelt der Schnee, 
es pfeift der Wind so eisigkalt 
herüber gerade vom lippischen Wald. 
Der Alte drückt sich den Hut ins Gesicht, 
er zieht um die Schultern den Mantel dicht, 
doch schützt er die Brust und den Hals ihm nicht, 
und es will der beschuhten Hand nicht gelingen, 
den störrigen Knopf durch das Knopfloch zu bringen. 
Da zieht er den Handschuh aus und rückt 
und tastet und schiebt und drängt und drückt, 
bis endlich den lahmen Fingern es glückt; 
Friedrich Wilhelm Weber. 
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