Einle itung.
von dem wir unter Nr. 3a und b zwei Proben geben, der Spanier
Cervantes (s. Nr. H und der Franzose Molière (s. Nr. 7a und b).
Die erste Hälfte des 18. Jahrhunderts weist den größten Tief⸗
stand der komischen Literatur in Deutschland auf. Außer den beiden
zahmen Satirikern Liscow (R 1406) und Rabenern 21719) 9),
die den Engländer Swift (R 656164 Gulsivers Reisen; in Kollek⸗
tion Spemann: Märchen von der Tonne) nachahmen wollten, aber
bei den in Deutschland herrschenden politischen Zuständen nicht
durften, sind etwa folgende zu nennen: der Professor der Mathe⸗
matik Kästner in Göttingen, Verfasser von Epigrammen (R 1035),
der Leipziger Professor der Poesie und Moral Christian Fürchtegott
Gellert (vgl. Kinzels Begleitstoffe, S. 161 16), dessen 1746 er⸗
schienene „Fabeln und Erzählungen“ zu den volkstümlichsten Büchern
des Jahrhunderts gehören (R 16162), und der Braunschweiger
Professor Zachariä, Verfasser mehrerer komischer Heldengedichte,
unter denen „Der Renommist“ (R 307) das gelungenste ist. Lust⸗
spieldichter von Bedeutung hatte Deutschland damals gar nicht auf⸗
zuweisen, deshalb fanden des Dänen Holberg Meisterkomödien
gl. Nr. 8) auf den deutschen Bühnen Eingang (M 171, 308, 521,
624 -25, 620)2).
Mit dem Aufblühen unserer klassischen Literatur stieg auch die
Zahl der komischen Werke. Von unferen großen klassischen Dichtern
sind als Vertreter der komischen Literatur zu nennen: Lessing,
Wieland und Goethe. Über Lessing und Goethe s. Nr. 9 imb 13
Wielands bedeutendstes komisches Werk ist der Roman „Geschichte
der Abderiten“ (R 332 34). Schiller hatte zweifellos auch die Be⸗
fähigung zur komischen Dichtung, das beweist u. a. sein „Wallensteins
Lager“, aber er ist nicht dazu gekommen, ein größeres Werk dieser
Art zu gestalten.
Neben diese tritt als beliebtester Lustspieldichter der Zeit der
russische Legationsrat Kotzebue in Weimar, dessen Possen „Die
deutschen Kleinstädter“, „Die beiden Klingsberg“ und „Pagen—
streiche“ (R 90, 210, 375) bis heute noch nicht ganz vergessen sind;
erwähnenswert sind auch die beiden Lustspiele „Das Räuschchen“
von Bretzner (R 686) und „Der Puls“ von Babo R 217). Auf dem
Gebiet des komischen Romans sind zu nennen: des Buchhändlers Gott⸗
wert Müller von Itzehoe „Siegfried von Lindenberg“ (R 206 09),
des hannöverschen Freiherrn Adolf von Knigge „Reise nach Braun—
schweig“ (R 14) und andere. Der deutsche komische Roman wurde
damals stark durch den englischen Romanschreiber Lorenz Sterne
R 169, 1441 45) beeinflußt. Erst Jean Paul (s. Nr. 13), der be⸗
deutendste Humorist unserer Klassikerzeit, schuf auf diesem Gebiet
Originales. Dazu kommt als Vertreter des komischen Heldenepos
I * Hendels Bibliothek der Gesamtliteratur (Halle).
) A —⸗ Meyers Volklsbücher.
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