Zeiten Kaiser Leopolds Ik,
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Die Besschlüße dieser von Factionen zerrissenen Versamme-
lung hoben nicht nur alle alten Privilegien der Provinzen, des
Adels und der Geistlichkeit auf, sondern erschütterten selbst den
Thron , brachten das Leben des Königs und seiner Familie in
die höchste Gefahr. Sie verleßten außerdem die Rechte vieler
deutscher Reichsfürsten, deren Besitzungen in Elsaß und Lo-
thringen wie französisches Land behandelt wurden. Zahlreiche
Scharen von Franzosen , welche in ihrem Vaterlande keine Si-
cherheit mehr fanden, retteten sich als Emigranten über den
Rhein nach Deutschland; darunter waren selbst die königlichen
Prinzen; aber der König wurde auf seiner Flucht angehalten
und gefänglich nach Paris zurückgeführt. Ganz Europa ent-
seßte sich über solchen Frevel gegen einen der besten Könige
Frankreichs, in dessen verletter Person die geheiligte Wurde
aller Völkerfürsten entweiht wurde.
Kaiser Leopold II., der in Ludwig XVI. nicht bloß den
König , sondern seinen Bundesgenossen und Schwager zu rets-
ten hatte, hielt zur Verabredung gemeinschaftlicher Maßregeln
eine Zusammenkunft zu Pillnit (in Sachsen) mit Friedrich
Wilhelm II. von Preußen , wobey auch die beyden Kronprin-
zen von ODesterreich und Preußen und der Graf von Artois
(Ludwigs XVI. ältester Bruder) zugegen waren. Bald dar-
auf starb Kaiser Leopold Il. (1792; 1. März]. *) Er hinter-
ließ 10 Söhne und 2 Töchter.
Das Großherzogthum Toscana hatte er schon bey seinen
Lebzeiten an seinen zweyten Sohn, Fer din and, übertragen.
Die österreichische Monarchie erbte sein ältester Sohn, Fr a n z,
der schon unter Kaiser Joseph Il. seit 1784 in Wien zum Thron-
folger gebildet worden war , und bald nach seiner Thronbestei-
gung (als Franz Ul.) zum deutschen Kaiser gekrönt wurde
(14. July. 1792). Von den übrigen Söhnen Leopolds II.
überlebten ihn die Erzherzoge: Carl , . General- Capitän
von Böhmen; Le op o ld, Palatinus von Ungarn nach des-
sen Tode (1795) in dieser Würde Erzh. Jos ep h folgte, An-
to n , Großmeister des deutschen Ordens (Deutschmeister) ;
J o h an n, General - Director des Genie- und Fortifikations-
wesens; Rainer, Vice- König von der Lombardey und Ve-
nedig; Lu d wig, General- Director der Artillerie; Ru dolf,
*) Unter seiner Regierung erhielten die fürstliche Würde : Bre-
tßenheim von Regnitz; Rosenberg; Salm -Raitz ; Schönburgs
Waldburg (1799).
Lehrb. d. n. Staateng. I. Thl.
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