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Cinundzivanzigstes Hauptstück.
schösse beseitigt, ordentliche Konsistorien errichtet und mit
dem hieraus sich ergebenden Uebcrschusse 3 große Land¬
schulen gegründet, zu Saalfeld für Deutsche, zu Lyck für
Polen, zu Tilsit für Litthauer. Als der Markgraf ge¬
storben lrar, führte von 1605 bis 8 Churfürst Joachim
Friedrich, von 1608 an Churfürst Johann Sigis¬
mund, Sohn des Vorhergehenden, die Verweserei, und
nachdem 1618 der blödsinnige Albrccht Friedrich gestor¬
ben war, wurde 1620 Churfürst Georg Wilhelm sein
Nachfolger, und in dieser Vereinigung des Herzogthums
mit der Chur lag schon der Keim einer völligen Los-
reissung von Polen.
Einund^wan^igstes Hauptftürk.
Ausbruch des dreissigjährigen Kriegs.
Da der schwache Kaiser Matthias dem bevorstehen¬
den Sturme keineswegs gewachsen schien, und, obwohl
seit dem 4. Dezember 1611 mit Erzherzog Ferdinands
Tochter Anna vermählt, keine Kinder hatte, sorgte die
vorsichtige Politik des Hauses Oestreich und die Betrieb¬
samkeit der Jesuiten zeitig für einen kraftvollen Nachfol¬
ger in den Erblanden. Als solcher designirt, empfieng
der eben genannte Ferdinand von den Ständen Oestreichs,
Ungarns, Mährens und Schlesiens die Huldigung, be¬
schwor den Majestätsbrief der Böhmen, wurde am 29.
Juni 1617 in Prag gekrönt, setzte sofort eine Statthal¬
terschaft vetn, in die er einen Martinitz und Slawa-
ta, heftige Gegner der Reformation, aufnahm, verließ
dann aber die böhmische Hauptstadt, unter dem Verspre¬
chen, solang Matthias lebe, sich nicht in die Regierung
zu mischen. Zu Folge des Majcstätsbricfes herrschte dort
der neue Glaube fast allgemein, mit) auch in Ortschaften
geistlicher Grundherrn bildeten sich protestantische Ge°
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