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welenhändlers Laden, woselbst viele hübsche Kleinigkeiten
in Kästchen unter GlaS aufgeziert waren.
«Mutter, Du kaufst doch etwas von diesen Dingen?"
«Was denn, Rosamunde?"
«Was? ich weiß nicht was, aber irgend etwas, denn
sie stnd alle hübsch.»
«Za, ste stnd alle hübsch; aber welchen Nutzen würden
ste für mich haben?"
«Nutzen? O ich weiß gewiß, Du würdest schon diesen
oder jenen Nutzen entdecken, wenn Du ste nur erst kaufen
wolltest."
«Allein, ich möchte gern zuvor den Nutzen ausfindig
machen.»
«Nun gut, Mutter, da stnd Schnallen; Schnallen
stnd nützliche Dinge, sehr nützliche Dinge!"
«Ich habe ein Paar Schnallen, mehr gebrauche ich
nicht," sagte die Mutter und ging weiter.
Rosamunden that es sehr leid, daß ihre Mutter nichts
nöthig hatte. Gleich darauf aber kamen ste zu einem La¬
den , welcher ihr bey weitem schöner als alle übrigen
schien. ES war eines Scheidekünstlers. Laden, aber ste
wußte dies nicht.
«O, Mutter! £)!» rief ste und zog ihre Mutter bey
der Hand; »steh, steh! blau, grün, roth, gelb und pur¬
purn! O, Mutter, was für schöne Sachen. Willst Du
denn nicht etwas kaufen?»
Wiederum antwortete die Mutter wie vorhin: «Wel¬
chen Nutzen würden ste für mich haben, Rosamunde?"
«Du könntest Blumen hineinsetzen, Mutter, und ste
würden so hübsch auf dem Kamin aussehen; wenn ich nur
eines hätte!«
«Du hast einen Blumentopf," sagte die Mutter; «und
dies ist kein Blumentopf."
«Aber ich konnte es als Blumentopf gebrauchen, Mut¬
ter.» —