174 Geschichte der scandinavischen Reiche 1c.
WII. P e r i o d e.
Vom großen nordischen Kriege bis zur neuesten Zeit.
(1700-1792).
§. 25.
Der große nordische Krieg. Carl X11.
König A ugu s II. von Polen hatte den Ausbruch die-
ses Krieges für eine schickliche Gelegenheit gehalten, um Liefland
wieder an Polen zu bringen, und fand einen Bundesgenossen an
dem russischen Czar P eter dem Großen, welcher den ent-
schiedenen Willen hatte, Rußland bis zur Ostsee auszudehnen. Dieß
veranlaßte den Ausbruch des großen nordischen Krieges,
gleichzeitig mit dem spanischen Successions-Kriege im Süden.
Ca rl XI. war kaum nach Schweden zurückgekehrt, so
eilte er wieder sich einzuschiffen, und landete am 6. Oct. zu Pernau.
Bald machte er den Angriff auf dâs verschanzie russische Lager
bey N ar wa, und erfocht mit 8000 Schwedet! gegen die zahl-
reichen Russen einen unerhörten Sieg (30, Nov.). Nach dem
hartnäckigsten Gefechte ergab sich das russische Lager, welches
Carl XII. abziehen lassen mußte, weil er zum Gefangennehmen
selbst nicht Mannschaft genug hatte. Er richtete hierauf seine
Waffen gegen Polen mit dem festen Entschlusse, den König Au-
gu st II. zu entthronen, und Sobiesky's Sohn zu erheben. Er
schlug nach dem Übergange über die Düna das sächsisch-polnische
Heer , (bey Clissow), wo sein Schwager, der Herzog von Hol-
stein blieb ; dann eroberte er Thorn und Warschau. Nun ließ
er den Fürsten Stan isla us L es cin s k y zum Gegenkönige
wählen , (1703), verfolgte den entthronten König August nach
dem Siege bey Frauen sta d t (1706) durch Schlesien bis nach
Sachsen, und zwang ihn im Frieden von Alt ra n st ä d t (24.
Sept. 1706) zur Entsagung der polnischen Königswürde.
Die Mächte, welche den spanischen Successionskrieg ge-
gen Ludwig KIV. führten, fürchteten, Carl XII. möchte sich
init Frankreich gegen sie alliren. Dieß zu hintertreiben, er-
schien Marlborough in seinem Lager. Aber inzwischen hatte der
russische Czar Zeit gefunden, seine neue Herrschaft an der Ostsee