Bonifatius. Die Ausbreitung des Christentums in Deutschland.
um das Jahr 600 auf Anregung des Papstes Gregor I. (S. 8) ver-
breitete. Ein Angelsachse war Winfried (d. i. Glücksfried) oder Boni-
fatius, der sich neben seiner Tätigkeit als Bekehrer noch das besondere
Verdienst erwarb, den Bestand der jungen deutschen Kirche durch dauernde
Einrichtungen gesichert zu haben. Mit seinen ersten Missionsversuchen,
die er unter den Friesen machte, hatte er nur wenig Glück. Mit umso
größerem Erfolge wirkte er später in Thüringen und in Hesssen.
Bei Geismar (südwestlich von Kassel) stand eine dem Gotte Donar ge-
weihte Eiche, die seitens der heidnischen Bewohner des Landes große
Verehrung genoß und für unverletlich galt. Als sich einst eine große
Menge Volkes um den Baum zu einem Opfer versammelte, trat Boni-
fatius herzu, um durch Fällung der Eiche die Heiden von der Nichtigkeit
ihres Glaubens zu überzeugen. Er legte die Art an und in kurzer Zeit
sank der Baum zu Boden. Da erkannten die Hessen die Ohnmacht ihrer
Götter und nahmen den Christenglauben an. Bonifatius baute aus dem
Holze der Eiche eine Kirche und weihte sie dem hl. Petrus. Bald erstanden
auch im übrigen Lande zahlreiche hölzerne Kirchen. Neben der Kirche erhob
sich gewöhnlich die Wohnung des Geistlichen, um welche dann Vasallen
und Handwerker ihre Häuser erbauten, wodurch der Grund zu mancher
künftigen Stadt gelegt ward. – Jm Hinblicke auf seine Erfolge ernaunte
ihn der Papst zum Erzbischofe von Deutschland, als welcher er Mainz
zu seiner Residenz erwählte.
Als Primas von Deutschland errichtete Bonifatius mehrere Bis-
tümer und alle brachte er in ein enges Abhängigkeitsverhältnis zum päpst-
lichen Stuhle. Zwei von diesen Bistümern, Salzburg und Passau, er-
langten auch für Österreich große Bedeutung, indem sie in der Folgezeit
das meiste getan haben, um christliche Gesittung und Bildung in den öster-
reichischen Alpenländern zu verbreiten. Auch zahlreiche Klö ster gründete
Bonifatius; unter ihnen gewann Fulda (südlich von Kassel), seine Lieb-
lingsschöpfung, als Pflanzstätte tüchtiger Priester besonderes Ansehen.
Jm Alter von mehr als 70 Jahren legte Bonifatius mit Erlaubnis
des Papstes die erzbischöfliche Würde nieder, um sich noch einmal als
einfacher Missionär zu den Friesen zu begeben, bei denen er seine Wirk-
samkeit begonnen hatte. Wieder zog er von Ort zu Ort und schon hatte
er viele Tausende zur Lehre des Heilands bekehrt, als er eines Tages bei
Dokkum (in Wesstfriesland), wo er einer Anzahl getaufter Friesen die
Firmung erteilen wollte, von einer Rotte bewaffneter Heiden überfallen
wurde. Seine Begleiter wollten ihn verteidigen, er aber wehrte ihnen und
vot widerstandslos sein Haupt den Streichen der Mörder. Mit ihm fan-
den auch alle seine Begleiter den Tod. Sein Leichnam wurde in seinem