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Das weltliche Rittertum. Ritterleben. Die Turniere.
runder, mehrere Stockwerke hoher Turm, der häufig selbständig stand und
nur durch eine Leiter oder Holztreppe, die im Notfalle hinaufgezogen wer-
den konnte, erreicht wurde. Der Bergfried bildete, wenn der Feind in die
Burg eingedrungen war, die letzte Zufluchtsstätte der Burgbewohner. Sein
unterer Teil diente als Gefängnis (Burgverließ). Die höheren Stock-
werke wurden als Wohnräume für die Frauen und Männer verwendet.
Das oberste Stockwerk, um das gewöhnlich eine Galerie sich hinzog, be-
herbergte den Wächter, der von seinem hochragenden Platze bei Tag und
Nacht fleißig Umschau hielt, um rechtzeitig jede Gefahr zu erspähen und
zu melden. – Die Einrichtung der Burgen, selbsst der fürstlichen, war
eine nach unseren Begriffen dürftige. Glasfenster und Öfen waren noch
wenig bekannt. Bei rauher Witte-
rung mußten darum die Fenster-
laden geschlossen werden. Auch
das Leben in den Burgen ver-
lief für gewöhnlich sehr einförmig,
namentlich im Winter. Da
war der , fahrende Sänger“’, der
sich den Unbilden des Wetters
zum Trote eingefunden hatte, um
Kunde von nah und fern zu brin-
gen und durch seine meist selbst-
verfaßten Lieder Kurzweil zu bie-
ten, oft der einzige und darum
um so lieber gesehene Gast. Mehr
noch als heute sehnte man sich deshalb in den Burgen des Mittelalters
nach dem Ende des bösen Winters und nach des Frühlings Einzug, um
sich wieder im Freien ergöten zu können an Musik, Ballspiel, Tanz
und Jagd.
68) Die Turniere.!) Die liebste Beschäftigung der Ritter im Frieden
waren die Turniere, die bei keinem großen Feste fehlen durften. Sie wurden
selten auf den Höfen der Burgen, meistens auf den Plätzen der Städte oder
in freiem Felde abgehalten. Zu ihnen strömten nicht bloß Ritter, sondern
auch viel Volk herbei, das sich an ihrem Anblicke ergötte. Der Plat für
das Turnier wurde durch Schranken abgegrenzt, hinter denen das Volk
sich drängte. Auf der einen Seite war eine Tribüne errichtet, auf der
angesehene und erfahrene Ritter und zahlreiche Frauen dem Spiele zu-
sahen. Nur solche Ritter wurden zu dem Turniere zugelassen, an deren
1) Ad. Lehmann, Kulturgeschichtliche Bilder: „Turnier“ (13. Jahrhundert).