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3) In jedem Körper befindet sich Wärmestoff und Lichtstoff;
ihre Verbindung giebt das, was wir Feuer nennen. Wärme und
Feuer werden aber erzeugt: a) wenn Körper an einander gerieben
oder heftig geschlagen werden. Die Wilden reiben zwei Hölzer, ein
Stück weiches und ein Stück hartes an einander und gewinnen
so Feuer; Sägen, Bohrer, Feilen und ähnliche Werkzeuge werden
beim Gebrauche sehr heiß, b) Durch das Einschlagen des Blitzes;
c) durch Mittheilung, indem man einen brennbaren Körper einem
brennenden nähert; d) durch die Sonnenstrahlen, welche man
durch Hohlspiegel oder Brenngläser auffängt; e) durch Gäkjrun-
gen und Auflösungen z. B. entzünden sich feuchtes Heu, Stroh
und Getreide beim Hinzutreten der Luft. Vielleicht finden auch
solche Entzündungen im Innern der Erde statt und werden die
Ursache feuerspeiender Berge oder Vulkane und Erdbeben.
4) Die Wärme dehnt alle Körper aus, die Kälte zieht sie zu«
sammen. Ein eiserner Stock, der genau in einen Ring passt, lässt
sich nicht hindurchbringen, sobald er heiß gemacht ist. Flüssige
Körper verwandeln sich, wenn ihnen viel Wärmestoff entzogen wird,
in'feste Körper, sie werden zu Eis. Das Eis schtvimmt auf der«
selben Flüssigkeit, aus welcher es entstanden ist; was wol darin
seinen Grund hat, dass viele Lufttheilchen beim Gefrieren de§
Wassers mit eingeschlossen werden, und somit eine größere Aus¬
dehnung des Eises bewirken.
5) Man hat ein Instrument erfunden, um den Grad der
Wärme in der Lust, im Wasser rc. zu bestimmen. Dies heißt
Wärmemesser oder Thermometer. Der Thermometer ist eine
gläserne, etwa >0—12 Zoll lange dünne, unten in eine Kugel aus¬
laufende Glasröhre, welche bis aus eine gewisse Höhe mit Queck¬
silber oder Weingeist gefüllt, oben und unten verschlossen ist, und
über dem Quecksilber rc. einen luftleeren Raum hat. Je wärmer
die Luft oder das Wasser ist, in welches man die Kugel hält, desto
mehr wird das Quecksilber ausgedehnt; es steigt also in der Röhre;
— ,e kälter dagegen die Luftrc., desto mehr wird es zusammenge¬
zogen, es sinkt also in der Röhre. Um nun bestimmt angeben zu
können, wie kalt oder wie warm es ist, befestigt man die Röhre
an einem Brettchen, und theilt den Raum zwischen dem Punkte,
wo das Quecksilber steht, wenn man die Röhre in zerstoßenes, mit
Wasser vermischtes Eis bringt, und zwischen dem, wo es steht,
wenn man sie in siedendes Wasser hält, in eine bestimn ce Anzahl
gleicher Theile, die man Grade nennt. Jener Punkt heißt der
Gefrierpunkt, dieser der Siedepunkt- Unsre gewöhnlichen
Thermometer sind in 80 Grade getheilt. Sagt man also: „wir
haben 15 Grade Wärme oder Kälte", so heißt das: das Quecksil¬
ber im Thermometer steht 15 Grade über dem Gefrierpunkt, oder
15 Grade unter demselben. Unser Landsmann Fahrenheit, ein
Danziger, um I7l4 hat viel für die Verbesserung des Thermome¬
ters gethan. Er nahm einen andern Gefrierpunkt an, bis zu wel¬
chem das Quecksilber in einer Mischung von Schnee, Salz und
Salmiak sank, und theilte den Raum zwischen dem Gefrier« und
Siedepunkte in 212 gleiche Theile oder Grade.
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