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nichts Urges ahnend; da kamen plötzlich aus dem Dickicht des Waldes,
von allen Höhen und aus allen Schluchten die Schaaren der Deut—
schen hervor, und schleuderten ihre scharfen Wurfspeere gegen die er—
schrocknen Roömer. Diese ordneten sich so gut sie konnten, um sich zu
bertheidigen. Aber die Sehnen der Bogen waren vom Reyen erschlafft;
auf dem schlüpfrigen Boden konnten sie in ihren schweren Harnischen
keinen festen Fuß fassen und den Deutschen nur wenig Schaden zufü—
gen. Viele von ihnen sanken ermattet zu Boden. Am Abend endlich
gelang es ihnen, einen Platz zum Lager zu finden und sich zu ver—
schanzen. Am andern Morgen aber mußten sie weiter; sie hofften sich
bis an den Rhein durchzuschlagen, kamen auch in eine etwas freiere
Gegend, wo sie geschlossene Reihen bilden und die Angriffe der Deut—
schen besser abwehren konnten. Allein bald ging ihr Weg wieder in
den schrecklichen Wald. Hier griffen die Deutschen mit neuer Wuth
an, erschlugen eine Meyge und jubelten laut; der Haufen der Römer
wurde inmer kleiner. Noch einmal versuchten diese ein Lager aufzu—
schlagen und Wall und Graben aufzuwerfen. Mit verdoppelter An⸗
Uengung und hellem Schlachtgesange stürmten aber die Deutschen
bon allen Selten heran. Der römische Feldherr Varus verlor den
Muͤth und stürzte sich, nachdem er mehrere Wunden empfangen hatte,
sn sein Schwerl. Nur einzelnen Römern gelang es, in der Dunkel—
heit der Nacht zu entkommen und die Trauerbotschaft zu den nächsten
fosten Shloͤssern zu bringen. Dieser glückliche Sieg erhielt unserm
Vaterlande ribn und Selbständigkeit.
Als Kalser Augustus Nachricht von diesem Unglücke erhielt, rief
er untröstlich aus: „O Varus, Varus, gib mir meine Legionen wie—
derl“ In ganz Rom entstand die größte Bestürzung, denn man glaubte,
die furchbaren Deutschen selen schon an den Tho ren der Stadt.
AUse destungen, welche von den Römern diesselt des Rheines an—
gelegt waren, wurden von den Siegern zerstört und sämmtliche Denk—
male ihrer Herrschaft vernichtet.
51 Hoinrion doer Vogelsteller.
Uerr Ueinrieh bitet am Vogel- UHerr Heinrieh sehaut so fröh⸗
herd leh drein;
noeht froh und woligenanm; ahn iet boun u Ven
huved Porlen pneund butet Was heilt's? hout earz zuton
Dor a Gluch Er bliokt zum Himmelszelt
In Wies und Beld und Wald. Hy lauseht und htroioht sieh von
und Au' — ãer slirh
Hoyeh, weleh ein süsser Schallh Das blöndgeldokte Hanr,
Der Lerehe Sang, der Wachtel Vi doeh! was prengt denn dort
Sehlag, herauf
ODie uase Nacehtigall ũr eins Rittersohaar ?t