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199. Der Taucher.
6. Er setzt’ ihn an, er trank ihn aus:
»0 Trank voll süßer Labe!
0, wohl dem hochbeglückten Haus,
Wo das ist kleine Gabe!
Ergeht’s euch wohl, so denkt an mich
Und danket Gott so warm, als ich
Für diesen Trunk euch danke.«
199. Wer Aaucher.
„Wer wagt es, Ritiersmaun oder Knapp',
Zu tauchen in diesen Schlund?
Einen goldnen Becher werf' ich hinab;
Verschlungen schon hat ihn der schwarze Mund.
Wer mir den Becher kann wieder zeigen,
Er mag ihn behalten, er ist sein eigen."
Der König spricht es und wirft von der Höh'
Der Klippe, die schroff und steil
Hinaushängt in die unendliche See,
Den Becher in der Charybde Geheul.
„Wer ist der Beherzte, ich frage wieder,
Zu tauchen in diese Tiefe nieder?"
Und die Ritter, die Knappen um ihn her
Vernehmen's und schweigen still,
Sehen hinab in das wilde Meer,
Und keiner den Becher gewinnen will.
Und der König znm dritten Mal wieder fraget:
„Ist keiner, der sich hinunter waget?"
Doch alles noch stumm bleibt, wie zuvor; —
Und ein Edelknecht, saust und keck,
Tritt aus der Knappen zagendem Chor
Und den Gürtel wirft er, den Mantel weg
Und alle die Männer umher und Frauen
Auf den herrlichen Jüngling verwundert schauen.
Und wie er tritt an des Felsens Hang
Und blickt in den Schlund hinab,
Die Wasser, die sie hinunter schlang,
Die Charybde jetzt brüllend wiedergab,
Und wie mit des fernen Donners Getose
Entstürzen sie schäumend dem finstern Schoße.
—ffikvi ■'
Goethe