Die Anfänge der deutschen Kirchenverbesserung zc. 7
Maximilians (Januar 1519) warb gegen dessen Enkel Karl I. von
Spanien (1516) Franz I. von Frankreich (1515 47), der 151159566is
Sieger von Marignano (II, § 206), um die Krone, während die
Verjagung des Herzogs Ulrich von Württemberg (Ermordung
Hans' von Hutten) durch den schwäbischen Bund (II, § 192) unter
Franz von Sickingen (II, § 200) die Notwendigkeit eines starken Regi-
ments bewies. Große Erwartungen begrüßten die einstimmige Wahl
Karls V. (geboren 1500 in Gent), der als Herr Österreichs, der
Niederlande und Spaniens und seiner Kolonien großartige Macht
besaß, über Teile Italiens (II, § 206) und Burgund mit Frankreich
und zudem mit dem Papste verfeindet war. Franz von Sickingen,
der mächtigste von den Reichsrittern, Ulrich von Hutten und die
Humanisten scharten sich um ihn, der berufen schien Luthers Sache
auszunehmen, Deutschland auf nationaler Grundlage neu zu gestalten
und auch den sozialen Mißständen abzuhelsen. Dieser Stimmung
entsprangen Luthers drei Freiheitsmaniseste „An den christlichen Adel
deutscher Nation von des geistlichen Standes Besserung", „Von der
Freiheit des Christenmenschen" und „Von der babylonischen Gesangen-
schast der Kirche", welche seine Sache zu der der ganzen Nation
machten. Die Konsequenzen aus ihnen zog Luther, indem er die durch ^
Eck erwirkte päpstliche Bannbulle am 10. Dezember 1520 össent-nung der
lich verbrannte und so jeden Vergleich mit Rom unmöglich machte. 6uae.
Um so größere Enttäuschung bereitete der 1520.
Ulrich von Hutten, 1488 zu Steckelberg bei Schlüchtern (Hessen) geboren, 8
dem Kloster gelobt, aber noch vor dem Profeß entlaufen, erwarb sich in un-Mr,ch^v.
stetem Wanderleben durch Deutschland einen Namen unter den Humanisten,
diente in Italien (1512—14) aus Not als Söldner gegen Venedig und wurde,
heimgekehrt, der litterarische Vorkämpfer seiner Familie gegen Ulrich von
Württemberg (§ 7). In Rom feierte er die alte Kaiserherrlichkeit und züchtigte
die Entartung der Kurie, nahm lebhaften Anteil an Reuchlius Streit (§ 5)
und trat, 1517 von Maximilian in Augsburg zum Dichter gekrönt, in den
Dienst Albrechts von Mainz (§ 5), ergriff aber bald eifrigst Luthers Partei und
bekämpfte in feurigen Dialogen (erst lateinisch, dann deutsch; Alea jacta est,
„Ich Habs gewagt") das Pfaffentnm. Auf dem Zuge gegen Ulrich von
Württemberg mit Sickingen befreundet, glaubte er in diesem den Führer des
deutschen Adels im Kampfe für die neue Lehre gefunden zu haben. Später
wirkte er in gleichem Sinn auf die Städte und scheint selbst die Aufrufung
der Bauern geplant zu haben: kirchliche, politische und soziale Reform ver-
einigten sich bei ihm zu einem kühnen Programm nationaler Revolution.
4. Reichstag zu Worms, den Karl V., mit dessen Wahl 9
zum Kaiser die Spanier unzufrieden waren (Aufstand der Städte,