Full text: Geschichte des Mittelalters (Abt. 2)

106 Von dem Ende der Kreuzzüge bis zur Eutd. Amerikas u. der Reformat. 
Kaiser Friedrich III. (1440—1493.) 
Sigismund starb 1437; sein Nachfolger und Schwiegersohn, Al- 
brecht II. von Österreich, schon 1439, und hierauf wurde dessen Neffe, 
Herzog Friedrich von Steiermark und Kärnten, gewählt. Er war 
ein friedlicher, und was iu jener Zeit selten war, ein mäßiger Herr, 
aber er entbehrte aller Thatkraft und verhielt sich bei den großen Be- 
gebenheiten während seiner langen Negierung fast nur leidend. 
Der JZurgunderkrieg. (1474—1477.) 
§ 26. Das neue Herzogtum Burgund verdankte seinen Ursprung 
dem französischen König Johann, welcher 1363 seinen Sohn Philipp 
damit belehnte; derselbe erwarb durch Heirat Flandern, Artois, Franche- 
comts (Grafschaft Hochburgund), Antwerpen und Mecheln. Infolge 
dieser Verwandtschaft fielen andere Teile des heutigen Belgien und Holland 
an Burgund, anderes Gebiet wurde erobert oder gekauft, so daß der 
vierte und letzte Herzog, Karl der Kühne (1467—1477), ein schönes 
Reich beherrschte, das sich zwischen Frankreich uud Deutschland von 
Besanoon bis Gröningen erstreckte. 
Karl war ein leidenschaftlicher und harter Fürst, der sich als Er- 
oberer Ruhm erwerben wollte. Er ließ sich mit Kaiser Friedrich III. 
in Unterhandlungen ein, um von demselben den Königstitel und das 
Reichsvikariat in Oberitalien zu erlangen, wofür Friedrichs Sohn, Maxi- 
milian, die Hand Marians, der Erbtochter Karls, erhalten sollte. Aber 
die beiden Väter entzweiten sich uud es kam zum Kriege, den Friedrich 
aber nur schläfrig führte und bald durch einen Friedensschluß beendigte. 
Er und König Ludwig XI. von Frankreich hatten die Schweizer 
mit dem Herzog von Burgund in Krieg verwickelt und beide schauten 
wohlgemut zu, als Karl voll Zorn seine Waffen gegen die kühnen Berg- 
leute richtete. Er drang im Februar 1476 in die Schweiz ein, ließ 600 
Schweizer, die sich in Gran so n nach heldenmütiger Gegenwehr ergeben 
hatten, aufhenken oder im See ertränken, aber am 3. März warf das 
zum Entsätze zu spät gekommene eidgenössische Heer im ersten Anlauf 
das burgundische in wilde Flucht uud eroberte das Lager des Herzogs 
mit unermeßlicher Beute. Rachedürstend kehrte Karl mit einem noch 
stärkeren Heere zurück, aber bei Murten erschlugen am 22. Juni 
32 000 Schweizer über 20 000 Mann m>n dem burgundischen Heere, so 
daß Karl mit Mühe ein neues schwaches Heer zusammenbrachte, mit 
welchem er Nancy, die Hauptstadt des von ihm abgefallenen Herzogs 
von Lothringen, belagerte. Mir dem entwichenen Herzog zogen 15 000 
Schweizer heran, und als Karl trotz aller Warnungen seiner Hauptleute
	        
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