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Unsre Kaijerfamtlie in Kominten.
auch die Rominter Dorfschule. tüte freudig sind dann die Rinder des
einsamen Walddorfes! Sk dürfen ihren Landesvater von Angesicht
sehen. Wie leuchten ihre Rügen, wenn sie in seiner Gegenwart
treffende Rntworten geben können!
3. Rls die kaiserliche Familie wieder einmal in Rominten weilte,
machte die Raiserin mit der Prinzessin Luise einen Spaziergang
durch den Wald. Da bemerkte sie eine Schar kleiner Mädchen im
Rlter von 7 bis 12 Jahren, die auf einer nahen Waldwiese ihren
Spielen nachgingen. ,,Guten Tag, Rinder," sagte die Raiserin.
Rur leise und befangen wurde dieser Gruß erwidert, desto tiefer aber
waren die artigen Rnixchen der Rleinen, als wären sie extra darauf
eingeübt. „Geht ihr auch alle hübsch zur Schule?" nahm die Raiserin
wieder das Gespräch auf. „Ja, wir alle, und fleißig sind wir auch!"
war die bestimmte Rntwort. „Run, das wollen wir mal sehen,"
entgegnete die Raiserin, „Luise, prüfe mal ein wenig die Rominter
Schulmädchen." Die Prinzessin stellte sich nun in die Mitte der
Rinderschar, dann nahm sie aus ihrem Reisebündelchen das ge¬
fürchtete „Rohrstöckchen", und das Examen begann. Einer so
reizenden und freundlichen Lehrerin gegenüber war die Furcht bald
gewichen, und das kleine Einmaleins ging vorzüglich. Doch nein,
ein achtjähriges, pausbäckiges Mädchen, die Tochter eines Wald¬
aufsehers, machte einen Fehler, denn bei ihm war zwei mal drei
nicht mehr als fünf. Rls die Prinzessin darauf „falsch" sagte, be¬
gann die Rleine zu weinen, aber sogleich zog die Raiserin sie an
sich, streichelte ihr die Racke und tröstete sie. Rnterdessen fuhr die
Prinzessin mit der Prüfung fort. „Wie heiße ich? war die weitere
Frage. „Luise! — GH, das wissen wir sehr genau," war die un¬
befangene Rntwort. „Richtig! Rnd wie heißt meine Mama?" —
„Ruguste Viktoria!" klang es aus zehn Mündchen zurück. — „Ruch
richtig, und der Papa?" — „Wilhelm der Zweite!" war die feste
Entgegnung. — „Rnd was ist mein Papa?" — ,,Der ist der Raiser!"
— „Rnd wer ist die Mama?" — „Die ist unsre Raiserin!" — Rnd
wer bin ich?" —- „Du? Ja, Du bist eine Prinzessin, die schöne
Rleider trägt, schöne Hüte und Schuhe und die immer viel Geld
hat. Die Raiserin und die Prinzessin lachten hell auf. „Ganz richtig,"