Object: [Teil 5 = Kl. 3, 2 u. 1, [Schülerbd.]] (Teil 5 = Kl. 3, 2 u. 1, [Schülerbd.])

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Süden bis an den Rand unserer Mittelgebirge erstreckten. Wir können 
natürlich nicht sicher wissen, wie dick dieser Eismantel war, aber man 
schätzt ihn auf durchschnittlich etwa 1000 m. Wenn wir uns überlegen, 
daß neben einer solchen Eiswand unsere heutigen Kirchen so klein erscheinen 
würden, wie etwa ein Mensch neben einem modernen vierstöckigen Hause, 
und daß so ungeheure Massen viele Jahrtausende lang stetig von Norden 
herabdrangen, um im Süden abzuschmelzen, dann werden wir uns einen 
schwachen Begriff davon machen können, wie es möglich war, daß die 
Grundmoräne dieser Eisströme heute 100—200 m hoch die Mark 
bedeckt. 
Der ungeheure Druck des Eises zerquetschte die Gesteine, über die 
es hinging, und führte deren Trümmer mit sich, und mit den Trümmern 
grub es tiefe, noch heute sichtbare Furchen in den felsigen Untergrund 
seines Bettes, wo dieser hart genug war, um der gänzlichen Zermalmung 
zu widerstehen. So finden wir die Oberfläche des Rüdersdorfer Kalk¬ 
selsens, da, wo man die darüberliegenden Sandschichten abgetragen hat, 
von solchen Schrammen aus der Eiszeit bedeckt. Es ist klar, daß die so 
entstandenen Grundmoränen neben dem feingemahlenen Schutt eine große 
Menge der verschiedensten Gesteinsblöcke, sogenannte Geschiebe, enthält. 
Granite mit körnigem Kristallgefüge, knollige Feuersteine und Sandstein¬ 
gerölle wechseln mit Kalksteinen, die reich an Versteinerungen sind. 
Wir würden ein falsches Bild von der Eiszeit gewinnen, wenn wir 
uns vorstellen wollten, daß die nordischen Eismassen ununterbrochen 
während dieser ganzen Zeit über der Mark gelegen hätten, um zum Schlüsse 
langsam abzutauen und sich in die skandinavischen Gebirge zurückzuziehen. 
Vielmehr hat die Kälte der Eiszeit mehrmals nachgelassen; die Gletscher 
haben sich dann unter der Wirkung der Wärme zurückgezogen, und ans 
dem befreiten Erdboden hat zeitweilig ein Tier- und Pflanzenleben wieder 
aufblühen können, bis wieder eine Zunahme der Kälte eintrat und eine 
neue Vereisung das Land begrub. Wir können für unsere Mark drei 
Vereisungen unterscheiden, zwischen deren Ablagerungen wir Schichten mit 
Tier- und Pflanzenresten finden als Zeichen, daß eine wärmere Witterung 
hier zeitweilig das Eis verdrängt und organisches Leben geweckt hatte. 
Die Tierwelt des Eiszeitalters wich erheblich von der heute lebenden ab. 
Mammut, wollhaariges Nashorn und Riesenhirsch sind ausgestorben, und 
nur aus gut erhaltenen Gerippen, die hauptsächlich in irländischen Mooren 
gefunden worden sind, können wir uns ein Bild von ihrer Größe und 
Gestalt machen. 
Die Eismasse der letzten Vereisung scheint an den Höhen des Fläming 
Halt gemacht zu haben. Damals rannen die Schmelzwasser hinab in das 
Tal, in dem heute die Elbe fließt, und strömten nach Nordwesten ab, der 
Nordsee zu. Dann aber begann die Kalte langsam, aber endgültig zu 
weichen, die Strahlen der Sonne tauten kräftiger als zuvor das starre
	        
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