Full text: Lehrbuch der Geschichte des Mittelalters

Theoderich der Große, König der Ostgoten. 
Das Mittelalter. 
l. Die Seit vom Sturze des weströmischen Reichs bis 
auf Rarl den Großen (4760 —768). 
176—768 
A. Theoderich der Große, König der Ostgoten (493 -526). 193 5260 
Nach der Auflösung des Hunnenreichs hatten sich die Ostgoten, die 
von Königen aus dem berühmten Geschlechte der Amaler regiert wurden, 
mit Zustimmung der oströmischen Kaiser in Pannonien (Westungarn) 
niedergelassen. Sie versprachen Byzanz Waffenhülfe und sollten dafür Jahr⸗ 
gelder erhalten. Später siedelten sie infolge der geringen Ergiebigkeit ihrer 
neuen Wohnsitze unter ihrem König Thesdemir nach Mösien (Serbien) 
über. Von hier führte sie König Theoderich, Theodemirs Sohn, nach 
Italien. 
1. Die Eroberung Italiens. Theoderich war schon mit acht Jahren 
als Geisel an den Hof von Byzanz gekommen, wo er sich während eines 
zehnjährigen Aufenthalts griechische Bildung aneignete, ohne jedoch den ein— 
tachen Sitten seines Volks untreu zu werden. Nachdem er, etwa zwanzig 
Jahre alt, seinem Vater auf dem Thron gefolgt war, machte er dem 
Kaiser Zenon das Anerbieten, die Herrschaft des Odoaker in Italien zu 
stürzen. Zenon billigte diesen Plan und so brach Theoderich mit allen 
waffenfähigen Goten und ihren Familien im Jahre 488 zur Eroberung 
Italiens aus. Er schlug Odoaker in mehreren Schlachten, am entscheidend⸗ 
sten bei Verona. Der besiegte König floh nach Ravenna und wurde da— 
jelbst durch drei Jahre belagert, bis er sich, durch Hungersnot erschöpft, 
gegen Zusicherung seines Lebens und seiner Freiheit ergab (493). Wenige 
Tage später wurde er jedoch von dem Sieger, der die Rache des Über⸗ 
wundenen fürchtete, bei einem Gastmahl getötet. Theoderich betrachtete sich 
war nur als Vasallen des byzantinischen Kaisers, doch regierte er in der 
Tat von Ravenna aus, das er zu seiner Hauptstadt erkor, völlig unab— 
hängig über Italien. 
2. Theoderichs Regiernug. Zunächst trachtete Theoderich darnach, sein 
Reich durch Eroberungen zu erweitern. Es gelang ihm, zu Italien auch 
noch Sizilien, Istrien, Dalmatien, einen großen Teil der öster— 
Hannak-Rebhann, Gesch. des Mittelalters für U. Kl. 13. Aufl. 
193
	        
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