O. In Freud' und Leid — des Herrn allzeit.
22
19
9
Brot, das man vor dem Bezahlen schon gegessen hat, also
geborgtes Brot. Essschulden sind in aller Welt die schlimmsten,
Veil man nichts mehr davon und dafür aufzuweisen hat. Gewils
macht also vorgegessenes Brot darben; denn es stürzt in Schulden
und Not, die allemal folgen. Darum halte zu Rat und hũte dich
vor Essschulden, Hausmutter! O, es giebt viele Hausfrauen, die
borgen beim Metzger und Bäcker, und Gott weiss, wo noch sonst.
Aber das Geld hängen sie in Flitterstaat an ihren Leib. Armer
Mann; arme RKinder! Arme Mutter, von der man fast sagen
möchte, es wäre ihr auch besser, wenn sie einen Mühlstein am
Halse haätte und läge im tiefsten Meere! Sie ist ein Judas an
ihrem Gatten, an ihren Kindern, an sich selbst! Aufgepalst, ihr
Hausmũtter! Seht 'mal nach, ob der Spiegel nicht euer Bild
zurüũckwirft? O. v. Horn.
157. Behalte die Preude im Lause!
Das klingt seltsam, und doch ist's gar viel wert. Es ist keine
Freude erquickender als die, an welcher Frau und Kinder teil-
nehmen. Auch der Handwerksmann unde der treue Arbeiter soll
uind muss seinen fröhlichen Tag einmal haben, aber nur keinen
blauen Montas. Wenn man am Sonntag in der Kirche gewesen
ist, gebetet und in Gottes Wort gelesen hat, so ist der Nach-
mittag nicht entweiht, wenn der Hausvater sich mit Frau und
Kindern eine unschuldige Freude gönnt im Hause oder durch
einen Gang ins Freie. Geht er aber allein ins Wirtshaus, so trãägt
er die Freude aus dem Hause fort. . . Horn.
Werde hein Spieler umnd Trinsier!
158. Die seltsamen Menschen.
Ein Mann, der in der Welt sich trefflich umgesehn,
kam endlich heim von seiner Reise;
die Freunde liefen scharenweise
und grüßten ihren Freund; so pflegt es zu geschehn.
Da hieß es allemal: „Uns freut von ganzer Seele,
dich hier zu sehn, und nun erzähle!“
Was ward da nicht erzähltĩ „Hört,“ sprach er einst, „ihr wißt,
wie weit von unsrer Stadt zu den Huronen ist;
elfhundert Meilen hinter ihnen
sind Menschen, die mir seltsam
sie sitzen oft bis in die Nacht
beisammen fest auf einer Stelle
und denken nicht an Gott noch Hölle.
Da wird kein Tisch gedeckt, kein Mund wird naß gemacht;