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der Kreuzfahrer hemmen. In wiederholten Kämpfen wurden die Griechen
besiegt und die Üüberfahrt über die Dardanellenstraße erzwungen.
In Kleinasien hatten die Kreuzfahrer noch größere Gefahren zu be—
stehen. Ihr Weg führte durch wüste, wasserlose Gegenden, „viel Steine gab's
und wenig Brot“,1) es trat ein solcher Mangel ein, daß man Pferdefleisch
aß und Pferdeblut trank. Dabei hatten die Kreuzfahrer Tag und Nacht keine
Ruhe, denn zahlreiche Schwärme türkischer Reiter belästigten unaufhörlich
von allen Seiten das Heer. Sechs Wochen lang durften die Krieger ihre
Rüstung nicht ablegen. Nur die Hoffnung, daß im Gebiete des Sultans
von JIkonium die Leiden ihr Ende fänden, hielt die Krieger aufrecht.
Doch welche Enttäuschung wartete ihrer! Der Sultan von Ikonium hatte
vor kurzem sein Reich unter seine Söhne geteilt, welche die Verträge mit
Barbarossa nicht beachteten. Sie waren sogar mit dem Sultan Saladin
im Bunde und griffen die Kreuzfahrer mit einem großen Heere an. Allein
Friedrich verzagle nicht. Mit wenigen, aber kräftigen Worten entflammte
er aufs neue den Mut der Krieger. Sie stürzten sich mit solcher Gewalt
auf die Feinde, daß 10.000 erschlagen wurden, die übrigen die Flucht er—
griffen. Die Stadt Jkon ium wurde im Sturme erobert und die Kreuz—
sahrer versahen sich nun reichlich mit Lebensmitteln. Nach einer Woche zogen
sie weiter und gelangten glücklich an den Fluß Kal ykad nus oder S aleph.
Doch hier traf das Heer der schwerste Schlag. Weil der Übergang des Heeres
über die schmale Brücke zu lange dauerte, sprengte Friedrich in die Fluten,
um schneller das andere Ufer zu erreichen. Doch die Wellen ergriffen den
Faiser und trugen ihn fort; als Leiche wurde er ans Land gebracht (1190).
In Deutschland wollte man lange nicht an den Tod des Heldenkaisers
glauben. Die Volkssage versetzte ihn in den Kyffhäuser, einen Berg Thü—
ringens. Dort schläft er, verzaubert, und mit ihm schlafen die besten Helden
seiner Zeit. Er wird aber einmal erwachen und dann das Reich in seiner
alten Herrlichkeit wieder aufrichten.
Nach des Kaisers Tode kehrten viele Kreuzfahrer sofort in ihre Heimat
zurück, das übrige Heer führte Barbarossas Sohn, Friedrich von Schwa—
ben, nach Antiochia, wo Barbarossa bestattet wurde, und von da weiter nach
Akkon. Eine Seuche, die unter den Kreuzfahrern ausbrach, raffte jedoch
die meisten dahin; ihr fiel auch Friedrich von Schwaben zum Opfer.
189. Eroberung Akkons. Nun übernahm Leopold V. von Oster—
reich, der mit bedeutender Heeresmacht nachgekommen war, die Füh—
rung des deutschen Heeres. Im Jahre 1191 trafen auch der König von
Frankreich, Phil ipp August, und der König von England, Richard
Löwenherz, vor Akkon mit ihren Kreuzheeren ein. Den vereinten
Heeren gelang es, die starke Festung zu erstürmen.?) Nach der Er—
oberung Akkons kam es jedoch zu Mißhelligkeiten zwischen den Kreuz—
fahrern. Der König von Frankreich, den Richards hochfahrendes Wesen
verletzte, kehrte nach Europa zurück und Herzog Leopold V. folgte seinem
Beispiel. Denn auch ihn hatte König Richard schwer beleidigt. Als
nämlich Herzog Leopold nach der Einnahme der Stadt die österreichische
Fahne auf einem Turme aufpflanzte, ließ sie der König herabreißen
und in den Kot treten.
Val. „Schwäbische Kunde“, von Uhland.
Bgl. Ssterreichs Wappenschild“. von Frankl.