auch freuen, klein und groß möge nun jauchzen und sie mögen nun
spielen mit den Geschenken, welche er und ihre Mutter ihnen schen¬
ken, aber sich mit ihm und ihrer Mutter auch der Wonne freuen,
welche das Kindlein in der Krippe ihnen bereitet habe!
Es ist eine der süßesten Erinnerungen meines Lebens, wenn
ich an die Weihnachtsabende denke, die ich mit meinen Geschwistern,
meinen Eltern, dem ganzen Hause feierte. An dem Tage ließen
meine Eltern auch das Gesinde nicht leer ausgehen; die letzte Magd
mußte sich freuen; denn es herrschte im ganzen Hause die eine
Empfindung: „Das Heil ist unser aller!"
Es ist die Haupteigenschaft der deutschen Nation, daß sie herz¬
lich ist, und dieser Charakter zeigt sich auch in der Feier dieses
Festes bei uns.
Gern gehe ich aus den Christmarkt die Abende der Christwoche
und besuche die erleuchteten Buden, welche voll von der Freude des
bevorstehenden Festes sind. Der Greis und das gebeugte Mütter¬
chen verjüngen sich, indem sie Geschenke für die Enkel aussuchen,
wiewohl sie klagen, daß zur Zeit ihrer Kindheit die Christmärkte
besser versehen waren.
Aber welch ein Anblick, wenn nun die süße Stunde schlägt, die
Kinder gerufen werden und in die Kammer stürzen, in welcher die
Eltern mit zärtlicher Ungeduld ihrer harren!
Die grünen, mit hundert bunten Kerzen behangenen Christ¬
bäume, welche die Früchte der Jahreszeit, Äpfel, Nüsse und Ro¬
sinen, verbergen und erleuchten, die schönen Puppen und Reiter
und Schlitten und Wagen, unter denen man immer das Kindlein
in der Krippe oder zierlich geschnitzt die Flucht nach Ägypten oder
die Hirten oder die Weisen vom Morgenland mit dem schönen
Stern findet: alles ist mit sronuner Weisheit ersonnen und zeugt
von der edeln Einfalt und Herzlichkeit unsrer Väter.
Mancher schon Erwachsene, des die Welt begehret, ihn zu
sichten wie den Weizen, wird bei dieser Gelegenheit gerührt, und
wenn er die Kinder sich der kleinen gemalten Krippen freuen sieht,
freut er sich wieder des göttlichen Kindes und läßt eine Träne
niederfallen, wenn die Chorschüler vor den Häusern singen:
Den aller Welt Kreis nie beschloß,
der liegt in Mariens Schoß,
er ist ein Knäblein worden klein,
der alle Ding erhält allein!
Kyrieleis!
Es gehört zürn Charakter unseres Jahrzehnts, das Herzliche
aus der Religion verbannen urrd sie ihrer eigentümlichen Ein¬
falt und Lieblichkeit berauben zu wollen. Mancher unserer jetzigen
Reformatoren hat die Kinder von der Erkenntnis desjenigen ab¬
ziehen wollen, der da sagte: „Lasset die Kindlein zu mir konr-