Jerusalem bekleidete damals die Hohepriesterwürde Eleasar, der seinem
verstorbenen Bruder Simon folgte, welcher letztere wieder Nachfolger
seines Vaters Onias wurde. Eleasar kam mit aller Bereitwilligkeit dem
Wunsche des Königs nach. Er schickte 70 weise, des Hebräischen wie des
Griechischen gleich kundige Männer nach Alexandrien, welche zum Zwecke
der Uebersetzung eine mit goldenen Lettern geschriebene Bibel mit sich
führten. Diese Männer fanden in Alexandrien eine glänzende Aufnahme.
Der König unterhielt sich mit ihnen über die erhabernsten Gegenstände,
und war von ihrer Weisheit ganz entzückt. Nach 72 Tagen hatten die
Uebersetzer ihre Arbeit zur Zufriedenheit des Königs vollendet, und kehrten,
reich beschenkt und kostbare Spenden für den Tempel mitbringend, in die
Heimat zurück. Unter den Geschenken des Königs war ein wegen seiner
Pracht und Kunst ausgezeichneter goldener Tisch für den Tempel.
4. Judäa unter syrischer Herrschaft.
Auf Eleaser folgte sein Sohn Manasse in der Hohepriesterwürde,
und diesem erst Onias II. Sohn Simon's des J. Dieser Onias war
von niedrigem Charakter und sehr geizig, er wollte dem egyptischen Kö—
nige Ptolemäus Evergetes (246—221) den schuldigen Tribut meht leisten.
Der Strafe, die ihm deshalb Ptolemäus androhete, entging er durch die
Klugheit seines Schwestersohnes Josef, der den König durch Geschenke
und süße Worte befänftigte. Josef, fand am Hofe zu Alexandrien solches
Wohigefallen, daß ihm die Abgaben von ganz Palästina für eine Reihe
von Jahren in Pacht gegeben wurden. Der vierte Ptolemäer, Philopator
(221 -201), besuchte wie sein Vorgänger den Tempel zu Jerusalem; als
er jedoch das Allerheiligste betreten wollte, wurde er von einer Ohnmacht
befallen und mußte sein Vorhaben aufgeben. Nach Alexandrien zurück—
gekehrt ließ er eine große Anzahl von Juden in einen Cirkus treiben,
wo sie von den Elefanten zertreten werden sollten, doch die Thiere kehr—
ten sich gegen die Treiber und die Juden wurden gerettet. Dieser König
heendigte die langjährigen Kriege zwischen den Egyptern und Syriern
dadurch, daß er seine Tochter Kleopatra dem Könige von Syrien zum
Weibe gab und die Provinz Judäa war die Mitgift, die Kleopatra von
ihrem Vater erhielt. So kamen die Juden Palästina's unter syrische
Botmäßigkeit. Auf Onias II. folgte sein Sohn Simon, mit dem Bei—
namen „der Gerechte“, in der Hohepriesterwürde. Dieser fromme Mann
wirkte für Verschönerung und Befestigung des Tempels; er war einer
der letzten von den Männern der „großen Synode.“ Von ihm ist uns
der Spruch erhalten geblieben: Religionslehre, Gottesdienst und Wohl—
thätigkeit sfind die drei Säulen der Welt.
5. Die Seleuciden.
Die in Syrien wohnenden Juden erfreuten sich unter der Herrschaft
der ersten Seleuciden einer glücklichen Lage. Der König Selenkus Ni⸗
kator gewährte ihnen gleiche Rechte mit den übrigen Bewohnern des
Landes. Antiochus, mit dem Beinamen der Große (22415187), der
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