Der ältere, Tiberius, zeichnete sich schon als Jüngling im Kampfe gegen
Karthago (wo er bei der Erstürmung der Stadt der Erste auf der Mauer war)
und in Hispanien aus. Bei seiner Rückkehr nach Italien sah er mit Schmerz
die Verödung des Landes und die Scharen von Sclaven, welche in Ketten die
ausgedehnten Ländereien der Reichen bebauten. Dasoll er zuerst den Entschluss
gefasst haben, als Retter des armen Volkes aufzutreten und Italien wieder mit
freien Bürgern zu bevölkern.
Tib. Gracchus ließ sich für das Jahr 133 v. Ch. zum Volks—
tribun wählen. Als solcher beantragte er, dass Niemand vom
ager publicus mehr als 500 Jugera (wenn unerwachsene
Söhne da wären, nicht mehr als 1000 Jugera) besitzen dürfe.
Alles übrige Land solle eingezogen und in Losen von 30 Jugera
an ärmere Bürger als unverkäufliche Erbpacht vertheilt
werden.
(So meinte Tib. Gracchus die besitzlose Menge zu mindern und
einen neuen kräftigen Bauernstand zu schaffen.
Die Optimaten widersetzten sich diesem Antrage mit der größ—
ken Entschiedenheit. Sie gewannen auch einen andern Tribun für
—A
halb ließ Tib. Gracchus den Tribun von der Volksversammlung
absetzen. Das war aber ein un gesetzlicher Schritt, denn die
Tribunen waren unverletzlich und unabsetzbar. — Sein An—
trag wurde nun allerdings zum Gesetze erhoben, aber viele ange—
sehene Männer trennten sich von ihm.)
Tib. Gracchus hatte sich durch sein Gesetz den Hass der Nobi—
lität zugezogen. Um sich gegen die Rache derselben zu sichern, bewarb
er sich gegen Gesetz und Herkommen auch für das nächste Jahr
um das Tribunat. Der Senat klagte ihn deshalb des Hochverrathes
am. Die Optimaten eilten in die Volksversammlung und erschlugen
den Tib. Gracchus mit 300 seiner Anhänger.
So war denn jetzt die verderbliche Bahn der Ungesetzlich—
keit und Gewaltthätigkeit betreten, welche zu Bürgerkriegen
und zum Sturze der Verfassung führen mußste.
b) Gaius Gracchus.
Nach der Ermordung des Tib. Gracchus war die Durch—
führung seines Ackergesetzes vielfach gehemmt und endlich ganz fallen
gelassen worden. Dagegen wuchs der Hass zwischen dem Volke