154. Berlin.
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so daß Berlin heute zu den größten Binnenhäfen Europas zählt und
zu einem Weltverkehrsplatz ersten Ranges geworden ist. Es kreuzen sich
hier mit der westöstlichen Hauptverkehrslinie Norddentschlands die Straßen
von Süddeutschland über Thüringen nach der Ostsee sowie jene von
Wien über Schlesien nach der Nordsee. Wie es für den Bahnverkehr
einer der wichtigsten Knotenpunkte ist, so hat es sich auch zu einer der
ersten Fabrik- und Handelsstädte Deutschlands erhoben.
Unter den Straßen der Stadt ist die „Unter den Linden" am
großartigsten und schönsten und hat wie keine andere eine Reihe Meister¬
werke der Baukunst, Paläste und Bildsäulen aufzuweisen. In westlicher
Richtung führt sie zu dem Brandenburger Tor, einem herrlichen, mit
fünf Durchgängen versehenen Portal, auf dessen Höhe das Viergespann
der Viktoria prangt. In östlicher Richtung kommt man zu dem König¬
lichen Schlosse. Dieses bildet ein großes, längliches Viereck mit fünf
Portalen. Hohe Feste werden hier gehalten und im großen Weißen
Saale die Landtage eröffnet und geschlossen.
Sehenswerte Bauwerke sind die Ruhmeshalle, das Opernhaus, das
Rathaus, die Börse, die Museen, das Reichstags- und Reichspostamts-
Gebäude, der Palast der Reichsbank, der Kaiserhof u. a. Westlich von
Berlin liegt der Tiergarten, ein herrlicher Park, mit vielen Denkmälern
geziert. Der Zoologische Garten macht einen Teil des Tiergartens aus.
Seit 1867 hat Berlin auch ein Aquarium, das von dem berühmten
Naturforscher Brehm angelegt wurde.
In Charlottenburg, 4 km von Berlin, befindet sich das berühmte
Mausoleum, die Todesstütte der preußischen Könige. Eine anmutige
Lage hat Potsdam, das von der Havel umspült und von malerischen
Hügeln umgeben ist. Sanssouci mit seinen schönen Gartenanlagen er¬
innert an Friedrich den Großen. Im Neuen Palais, das von Friedrich II.
erbaut wurde, starb Kaiser Friedrich III.; jetzt ist es die Sommerresidenz
Kaiser Wilhelms II. In Babelsberg weilte Kaiser Wilhelm I. am liebsten.
Berlin ist der Sitz der meisten Reichsbehörden sowie der Behörden
des preußischen Staates, nämlich des Bundesrats, des Reichstags, der
beiden Häuser des preußischen Landtags, des Oberkirchenrats, des
Kammergerichts u. s. w. In den inneren und ältesten Stadtteilen liegen
das Königliche Schloß, das Rathaus, die Kriegsakademie, die Bank, die
Münze, das Hauptpostamt, die Börse und viele Bank- und Großhandels¬
häuser. Die glänzendsten Kaufgeschäfte sind in Altcölln und Friedrichs¬
werder. In der Friedrichsstadt, besonders in der unteren Wilhelm- und
Leipziger Straße, befinden sich das Neichskanzleramt, das Generalpost¬
amt, die meisten Ministerien, Gesandtschaften und außerdem glänzende