Object: Bilder aus der schleswig-holsteinischen Geschichte

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vertriebener Bürgermeister der Stadt, knüpfte mit deutschgesinnten Flens¬ 
burgern Unterhandlungen an. Es ward verabredet, das Brückthor am Palm¬ 
sonntag während des Gottesdienstes offen zu lassen. Früh am Morgen 
näherten sich die beiden Herzoge mit 200 auserlesenen Kriegern dem Thor. 
Sie wurden unbemerkt über die Brücke gelassen, rückten auf den Marktplatz 
und pflanzten hier ihre Banner auf. Die beiden Fürsten ließen sich kniend 
von einem Ritter die ritterliche Würde ertheilen und schlugen nun wieder 
zehn adlige Begleiter, um sie anzufeuern, zu Rittern. Die Besatzung der 
Stadt war größtentheils in der Kirche und hatte keine Ahnung von dem 
Ueberfall. Als die Kunde dahin kam, stürzten die dänischen Soldaten in 
großer Unordnung auf die Straße; wenige leisteten Widerstand und wurden 
überwältigt, die meisten flohen auf das Schloß. Die Thüren des Franzis¬ 
kanerklosters wurden erbrochen und die dortigen Mönche in Eid genommen; 
die Bürgerschaft huldigte den Herzogen. 
Der glückliche Erfolg wurde augenblicklich den Hamburgern und 
Lübeckern gemeldet, und diese schickten rasch ansehnliche Verstärkungen, um 
auch das Schloß mit Erfolg angreisen zu können; außer anderer Mannschaft 
wurden auch 800 Friesen herbeigerufen. 
Innerhalb der Stadt, am Fuße des Schloßberges, befand sich ein großes 
steinernes Haus, die Wohnung eines Ritters. Aus diesem Hause fügten die 
darin befindlichen Dänen den Holsteinern mit Büchsen und Armbrüsten 
großen Schaden zu. Dies Haus wurde daher jetzt förmlich beschossen, und 
die Mauern desselben wurden bald so zerschmettert, daß- sich Niemand mehr 
darin halten konnte. 
Hierauf begann die Belagerung des Schlosses. Von der Stadtseite 
ward demselben von den Holsteinern und der Bürgerschaft hart zugesetzt; von 
der Landseite wurde es von den Friesen ringsum mit tiefen Gräben einge¬ 
schlossen; nur die Wasserseite war noch unversperrt. 
Diesen Umstand benutzte die-bedrängte Besatzung, um den König von 
ihrer Lage zu benachrichtigen. „Wenn wir keine Zufuhr erhalten," jsagte 
der abgesandte Bote, „so kann das Schloß noch höchstens 14 Tage gehalten 
werden." Da ging Erich von Krummendiek mit sechzehn Schiffen unter 
Segel, um der Besatzung des wichtigen Postens neue Lebensmittel zuzu¬ 
führen. Angesichts der Holsteiner lief die Flotte am Himmelsahrisabend in 
den Hafen und führte den Bedrängten Verstärkung und neue Vorräthe zu. 
Um einen zweiten Entsatz zu verhindern, wurden jetzt achtzehn hansea¬ 
tische Schiffe herbeigerufen, die sich außer Schußweite vor Anker legten, 
den Hasen durch Balken und Pfähle sperrten und zugleich die Belagerer mit 
Lebensmitteln für den ganzen Sommer versorgten. 
Mittlerweile machten Adolf und Gerhard mit der überflüssigen Mann¬ 
schaft glückliche Streifzüge gegen Hadersleben und bis nach Jütland 
hinein, erschlugen und fingen manche Dänen und kehrten mit reicher Beute 
zurück. 
Dennoch hielt sich das Schloß, dessen Besatzung 700 Mann stark war, 
hartnäckig den ganzen Sommer. Freilich mußten die Burgmänner den täg¬ 
lichen Unterhalt von Tag zu Tag mehr einschränken und mußten sich zuletzt 
meistens mit Wasser und grobem, mit vieler Spreu gemischtem Brod behelfen. 
Die Gerste wurde mit einer Handmühle (Querne) nothdürftig zerrieben;
	        
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