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welche jene zur Zerstörung der Stadt herbeigebracht hatten, ihrer Be-
wachung entblößt waren. Daher verbrannten die Ungarn alle von den
Türken errichteten Befestigungswerke und vernagelten die Mündungen
der zum Feuerwerfen eingerichteten Maschinen mit eisernen Nägeln.
Und der Kampf hörte nicht auf, solange des Tages Licht schien; son-
dern was früher in den engen Straßen der Stadt geschah, das wurde
in freiem Felde mit großer Hartnäckigkeit solange fortgesetzt, bis die
hereinbrechende Nacht die beiden feindlichen Heere durch ihre Finster-
nis trennte,
Wie aber der Sultan selbst unter dem Schutze der tiefen Schatten
jener Nacht von der Stadt weg durch Flucht entkam, das kann
niemand mit Sicherheit sagen; zum Lobe Gottes und als Beweis der
Bestürzung des Sultans genügt es, dass er aller Kriegsausrüstung be-
raubt und mit Zurücklassung sämmtlicher Kriegsmaschinen sowie der
übrigen dorthin mitgebrachten Arten groben Geschützes, nachdem er
eine ungeheure Menge seines Volkes eingebüßt hatte, in sein Land
zurückkehrte. Und auch fernerhin war ihm die Erinnerung an diese
Stadt, wenn irgendwer in seiner Gegenwart ihrer Erwähnung that,
nicht angenehm. Einzelne jedoch erzählten von seiner Flucht Folgendes:
Der Sultan wurde, als er während des wüthendsten Kampfes seine Truppen
in den Streit trieb, von einem Pfeile in die Brust getroffen und stürzte
alsbald halbtodt zusammen; die Seinigen trugen ihn auf ihren Händen
in sein Zelt. Als aber beim Anbruche der Nacht die Türken be-
merkten, dass auch der Wojwode von Natolien und fast alle ihre Vor-
nehmsten im Kampfe gefallen waren, und sie eine sehr große Nieder-
lage erlitten hatten, ja dass der Sultan selbst wie leblos kaum sich
rührte, ergriffen sie aus Furcht, am frühen Morgen von den Ungarn an-
gegriffen zu werden, die Flucht und trugen den Sultan mit sich; damit
er von den Strapazen des Marsches nicht allzuschwer leide, machten sie
jenseits der Burg Sarno halt. Als der Sultan dort das Bewusstsein wieder
erlangte, wo er sei fragte und seine Begleiter ihm den Ort bezeichneten,
sagte er: „Und warum oder auf welche Weise kamen wir hieher?” „„Wir
sind von den Ungarn besiegt,”” sprachen seine Begleiter, „„und der
Wojwode von Natolien sowie fast alle deine Heerführer sind erschlagen;
auch wir erlitten viele Verluste, und was noch mehr ist, wir befürch-
teten, dass deine Herrlichkeit eher sterben als leben werde. Deshalb
flohen wir bis an diesen Ort.”” Und als der Sultan weiter fragte, ob
auch die Kriegsmaschinen und andere Kriegswerkzeuge zurückgelassen
worden seien, jene aber ihm antworteten, es sei alles dort geblieben,
rief der Sultan, im innersten Herzen erbittert und aufgebracht: „Gebet
mir Gift, damit ich es trinke und lieber sterbe, als dass ich mit Schmach
beladen in mein Reich zurückkehre.”
Mit einem solchen Erfolge also hatte der türkische Kaiser unter
den Mauern von Belgrad mit den Ungarn gekämpft; und derjenige, der
aufgeblasenen Sinnes und stolzen Auges allein dem ganzen Erdkreise
befehlen wollte, wurde auf Gottes Rathschluss durch die Hand von
Bauern besiegt, welche die Hacke besser als die Waffen zu führen ver-
standen; und der Mann, welcher unter dem Schalle vieler Posaunen und