Full text: Der Zeitraum von 1246 bis zum Tode Friedrichs III. (Theil 2)

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welche jene zur Zerstörung der Stadt herbeigebracht hatten, ihrer Be- 
wachung entblößt waren. Daher verbrannten die Ungarn alle von den 
Türken errichteten Befestigungswerke und vernagelten die Mündungen 
der zum Feuerwerfen eingerichteten Maschinen mit eisernen Nägeln. 
Und der Kampf hörte nicht auf, solange des Tages Licht schien; son- 
dern was früher in den engen Straßen der Stadt geschah, das wurde 
in freiem Felde mit großer Hartnäckigkeit solange fortgesetzt, bis die 
hereinbrechende Nacht die beiden feindlichen Heere durch ihre Finster- 
nis trennte, 
Wie aber der Sultan selbst unter dem Schutze der tiefen Schatten 
jener Nacht von der Stadt weg durch Flucht entkam, das kann 
niemand mit Sicherheit sagen; zum Lobe Gottes und als Beweis der 
Bestürzung des Sultans genügt es, dass er aller Kriegsausrüstung be- 
raubt und mit Zurücklassung sämmtlicher Kriegsmaschinen sowie der 
übrigen dorthin mitgebrachten Arten groben Geschützes, nachdem er 
eine ungeheure Menge seines Volkes eingebüßt hatte, in sein Land 
zurückkehrte. Und auch fernerhin war ihm die Erinnerung an diese 
Stadt, wenn irgendwer in seiner Gegenwart ihrer Erwähnung that, 
nicht angenehm. Einzelne jedoch erzählten von seiner Flucht Folgendes: 
Der Sultan wurde, als er während des wüthendsten Kampfes seine Truppen 
in den Streit trieb, von einem Pfeile in die Brust getroffen und stürzte 
alsbald halbtodt zusammen; die Seinigen trugen ihn auf ihren Händen 
in sein Zelt. Als aber beim Anbruche der Nacht die Türken be- 
merkten, dass auch der Wojwode von Natolien und fast alle ihre Vor- 
nehmsten im Kampfe gefallen waren, und sie eine sehr große Nieder- 
lage erlitten hatten, ja dass der Sultan selbst wie leblos kaum sich 
rührte, ergriffen sie aus Furcht, am frühen Morgen von den Ungarn an- 
gegriffen zu werden, die Flucht und trugen den Sultan mit sich; damit 
er von den Strapazen des Marsches nicht allzuschwer leide, machten sie 
jenseits der Burg Sarno halt. Als der Sultan dort das Bewusstsein wieder 
erlangte, wo er sei fragte und seine Begleiter ihm den Ort bezeichneten, 
sagte er: „Und warum oder auf welche Weise kamen wir hieher?” „„Wir 
sind von den Ungarn besiegt,”” sprachen seine Begleiter, „„und der 
Wojwode von Natolien sowie fast alle deine Heerführer sind erschlagen; 
auch wir erlitten viele Verluste, und was noch mehr ist, wir befürch- 
teten, dass deine Herrlichkeit eher sterben als leben werde. Deshalb 
flohen wir bis an diesen Ort.”” Und als der Sultan weiter fragte, ob 
auch die Kriegsmaschinen und andere Kriegswerkzeuge zurückgelassen 
worden seien, jene aber ihm antworteten, es sei alles dort geblieben, 
rief der Sultan, im innersten Herzen erbittert und aufgebracht: „Gebet 
mir Gift, damit ich es trinke und lieber sterbe, als dass ich mit Schmach 
beladen in mein Reich zurückkehre.” 
Mit einem solchen Erfolge also hatte der türkische Kaiser unter 
den Mauern von Belgrad mit den Ungarn gekämpft; und derjenige, der 
aufgeblasenen Sinnes und stolzen Auges allein dem ganzen Erdkreise 
befehlen wollte, wurde auf Gottes Rathschluss durch die Hand von 
Bauern besiegt, welche die Hacke besser als die Waffen zu führen ver- 
standen; und der Mann, welcher unter dem Schalle vieler Posaunen und
	        
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