Full text: Der Zeitraum von 1246 bis zum Tode Friedrichs III. (Theil 2)

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schriften von ihm gezeigt, in denen er aus der Nativität!) einzelner 
Könige ihr Naturell und ihren Charakter bestimmt. Ebenso erklärte 
er aus Merkmalen des Gesichtes und aus.den Linien der Hand auf sehr 
geschickte Weise und wahrhaftig selbst das Kleinste, was bald und 
sogleich eintreffen sollte. Es gibt allerdings Leute, welche behaupten, 
er habe sich der eitlen Kunst der Magie bedient; er hat sich jedoch 
mit diesen Studien ebenso mehr‘ bei Nacht als bei Tag beschäftigt, wie 
er auch die Staatsgeschäfte mehr bei der Nacht besorgte.*‘) Er wachte 
nämlich zumeist weit über Mitternacht und dehnte dann die Nachtruhe 
bis zur dritten Stunde des Tayes 5) aus. 
Seine Sammlungen und andere Liebhabereien. 
Er besaß viele Kleinodiensammlungen von seltenen und äußerst 
kostbaren Edelsteinen und Perlen — nicht sowohl um sein Herz an 
ihrer Farbe oder sonstigen natürlichen Beschaffenheit zu laben, sondern 
des äußeren Prunkes wegen, um die Missgunst oder vielmehr den Neid 
fremder Könige zu erregen.) Man sagt nämlich, dass er zum Schmucke 
der Krone und des kaiserlichen Mantels 300.000 Goldgulden für große 
Zahlperlen und Edelgestein verwendet, an Lohn für Bordüren- und 
Kronenmacher 10.000 Gulden ausgegeben habe. Das bekräftigten 
englische Perlenhändler, welche den vollen Krönungsanzug des Kaisers, 
als sie diesen mit der edelsteingeschmückten Krone und in voller 
Majestät erscheinen sahen, auf eine Million Gulden schätzten. Welche 
Freude er aber an solchen Dingen fand, das bezeugt der Umstand, dass 
er beim Ankauf derselben auch verschiedene kunstvolle Proben an- 
stellte und das Gewicht der Perlen selbst mit eigener Hand bestimmte, 
Und wann es sich irgendwann darum handelte, etwas gegen das be- 
trügerische Vorgehen der Kleinodienhändler vorzukehren, so ließ er sich 
die Untersuchung der Edelsteine und der Zahlperlen nicht nehmen; fand 
er aber darunter einzelne unechte oder gefälschte Stücke, so brach er 
gleich jeden Verkehr mit den Händlern ab und schickte sie fort. Nebst- 
dem verstand er die Kunst die Metalle zu verändern und zu mischen, 
sowie aus Quecksilber mit Beimischung eines Auripigmentpulvers und 
aus reinem Auripigment durch Zugabe einiger Kleinigkeiten ziemlich 
gutes Gold zusammenzuschmelzen;’) aus den Überbleibseln bereitete 
3) Stellung der Gestirne bei der Geburt. 4%) D. h. er sei gewöhnt ge. 
wesen bei der Nacht zu arbeiten; man dürfe deshalb nicht aus seinen nächt 
lichen Beschäftigungen auf Zauberei schließen, 5) Also 9 Uhr vormittags, Später 
wird die fünfte Stunde, also ıx Uhr als das Ende seiner Nachtruhe bezeichnet. 
6) Vergl. Nr. 48. 7) Das Streben Gold zu machen beherrschte damals alle 
Chemiker. 
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