Full text: Vom Beginn des Mittelalters bis zum Ausbruch des 30jähr. Krieges (Teil 2, [Schülerband])

Karl der Große. 
6] 
a) Die Literatur in lateinischer Sprache. Die Poesie diente 
vorzugsweise der Verherrlichung Karls. Wie in der alexandrinischen 
Zeit und unter Augustus, wurden besonders Idyllen, Lehrgedichte, 
Epigramme und Episteln verfaßt; als Vorbilder dienten namentlich 
Vergil und Ovid. Wichtiger als die Poesie war die Prosa, Außer den 
zahlreichen Werken religiösen Inhalts, wie Predigten, Erklärungen 
der h. Schrift u. s. w., kommt ganz besonders die Geschichtschrei- 
bung in Betracht. In der Zeit Karls zeichnen sich die Quellen durch 
reineres Latein und reicheren Inhalt aus, so daß unter ihm die 
Geschichtschreibung des Mittelalters einen Höhepunkt erreichte. 
8)_Die Literatur in deutscher Sprache. Indem Karl von den 
Geistlichen verlangte, daß sie die Bevölkerung das Vaterunser, das 
Glaubensbekenntnis und die Grundwahrheiten der Religion in der 
Umgangssprache lehrten, wurde er der Begründer der deutschen 
Prosaliteratur; die damals durchaus einen didaktischen Charakter 
irug, 
d) Die Kunst. Karl ließ nach den Regeln Vitruvs (I. 205) 
sowie den Mustern der Kirchen zu Ravenna und Rom Kirchen und 
Paläste erbauen und zu ihrer Ausschmückung sogar "Säulen aus 
[talien über die Alpen bringen. So begründete er eine selbständige 
deutsche Monumentalkunst. Sein berühmtester Kirchenbau ist die 
Marienkirche in Aachen, eine freie Nachbildung von S. Vitale in 
Ravenna. Seine schönsten Paläste („Pfalzen“) standen in Ingel- 
heim und Aachen; ihre Hauptteile waren ein großer Saal und eine 
Kapelle, die durch einen hölzernen Säulengang miteinander ver- 
bunden waren. Das Luxusbedürfnis des Hofes rief mehrere Klein- 
künste ins Leben, so die Goldschmiedkunst, die Elfenbeinschnitzerei 
und die malerische Ausstattung von Pracht-Handschriften (Minia- 
turmalerei). Seit Karl verwendet die Kunst wieder das antike 
Pflanzenornament, das die alten Germanen nicht kannten, doch 
finden auch Flecht- und Bandmuster sowie phantastische Tier- 
bildungen, wie sie beide die altgermanische Zeit ausgebildet hatte, 
Verwertung. 
3 Die materielle Kultur 
a) Die Bedeutung des Großgrundbesitzes. Karl war der 
größte Grundbesitzer im Reiche. Auf den Erträgnissen seiner Güter 
beruhte seine Hofhaltung und die Möglichkeit der Reichsversamm- 
lungen; er widmete daher ihrer Bewirtschaftung die größte Auf- 
merksamkeit und erhob sie zu wahren Musterhöfen. In den eroberten
	        
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