Die Semiten.'
Die Semiten . bewohnten in der Frühzeit ihrer. Geschichte
Vorderasien bis zum westlichen Randgebirge Irans, mit Ausnahme
Kleinasiens und Armeniens. Die semitischen Kulturvölker des
Altertums sind die Babylonier und Assyrier, Phönizier und Israe
liten.
A. Zur Geographie Babyloniens und Assyriens.
Il. Die Babylonier und Assyrier.,
1. Die Lage von Mesopotamien, Babylonien und Assyrien.
Mit dem Namen Mesopotamien bezeichneten die Griechen das Land
zwischen Euphrat und Tigris. Babylonia oder Chaldäa? ist das vom
unteren Drittel der beiden Ströme durchflossene und begrenzte
Alluvialland, das, einst ein Teil des Persischen Meerbusens, durch
die Ablagerungen der beiden Ströme gebildet wurde. In der Bibel
heißt das Land Sinear. Assyrien liegt nördlich von Babylonien an
beiden Ufern des Tigris.
2. Physische Beschreibung des Landes. Mesopotamien ist im
Norden ein ziemlich wasserloses Steppen- und Wüstengebiet mit
sehr geringen Niederschlägen; dagegen war es im Altertume von
der Annäherung der beiden Ströme an überaus fruchtbar. Dies war
eine Folge der Überschwemmung durch den Euphrat, die durch die
Schneeschmelze in Armenien veranlaßt wird und vom März bis zum
Juni dauert; Babylonien ist daher ein Geschenk des Euphrat. Vor-
bedingung für diese Fruchtbarkeit war die Regelung des Wasser-
Zu- und Abflusses durch Anlage von Dämmen und Kanälen, die
seit der Zerstörung der letzten Reste der alten Kultur durch die
Mongolen im 18. Jahrhundert und infolge der Sorglosigkeit der
* Der alte Orient. Gemeinverständliche Darstellungen, herausgegeben von
der Vorderasiatischen Gesellschaft; bisher 7 Jahrg. Die Gesellschaft veröffentlicht
auch streng wissenschaftliche „Mitteilungen“, von denen 10 Jahrg. vorliegen.
* Aus Arabien, der ältesten Heimat der Semiten, drangen diese in wieder:
holten Ausschwärmungen nach Norden vor. Wir unterscheiden jetzt die baby-
lonische, die kanaanäische und die aramüische Einwanderung; sie fallen in die
Zeit von etwa 3500 bis 1500. Die Chaldäer (in der Bibel Kasdim) sind ein Zweig
der Aramäer. Die letzte semitische Wanderung ist die der Araber des Islam;
nach ihnen gibt es nur mehr die mongolische und türkische Wanderung.