66 Europa. Bewohn. Großbrit. u. Irlands.
Stelle desselben, und oft die Stelle aller übrigen Gerichte,
und hat er zweimal oder dreimal des Jahres Fleisch, na¬
mentlich zu Ostern und Weihnachten, so ist er froh. —
Geschalte Kartoffeln findet man übrigens bei jedem selbst
vornehmen Mahle auf einem Teller, um sie statt Brod
zu gebrauchen; auch jede kleine Hütte hat dicht nebenbei
einen Kartoffelflcck.
Früh ißt der Vornehme gekochte Eier zum Thee; bei
Tafel sitzen die Frauenzimmer in eigener und besonderer
Reihe; die Mädchen höherer Stande halten heimliche
nächtliche Zusammenkünfte, wobei sie unter Lachen und
Scherzen Thee trinken, und gerade das Heimliche scheint
dabei auch zugleich das Anziehende zu sein. Der Ver¬
storbene wird mit Lage und Salzteller wie im Hochlande
behandelt; das Stroh seines Lagers vor der Hütte wird
angezünoct, worauf Jeder herbeieilt, selbst aus der Ferne,
sich um den Leichnam hersetzt, aus allen Kräften schreit
und heult, und aus allen Kräften Whisky trinkt und Ta¬
back raucht, und am Ende Mahrchen erzählt, indessen
das junge Volk in einer Scheune tanzt, Kunststücke macht,
trinkt u. s. w. Dieß ist die irische T o d t e n w a ch e. —
Mit dem Glauben an Geister stchts auch wie in Schott¬
land. Bei einer Wirbelstaubwolke merkt der Ire, daß die
Feen wandern, und ruft: „ H e l f E u ch G o t t, I h r
H e r r c n." —
Uebrigcns ist der arme und unterdrückte Ire vom
stolzen Engländer verachtet, und alle bei uns so genannte
Schwabenstreiche werden in England allezeit einem Iren
zugeschrieben, der meistenthenthcils unter dem Namen
Paddy gleichsam dargestellt wird.
Asien.