Cäsar in Gallien.
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7uaner um das Übergewicht. Den Südosten des Landes hatten die
Römer (seit 120) als Gallia Narbonensis im Besitze, den Süd-
westen zwischen Pyrenäen und Garonne die mit Iberern vermisch-
ten Aguitanier. Als Charaktereigenschaften der Kelten bezeichnet
Cäsar Eitelkeit, Leichtgläubigkeit, Abenteuer- und Kriegslust. Ihre
Tapferkeit fand unbedingte Anerkennung, doch vermißte man an
ihnen Ausdauer, Zucht und Gemeinsinn.®* Als Cäsar nach Gallien
kam, waren die Germanen im Vordringen gegen Gallien begriffen ;
einzelne germanische Völkerschaften hatten sich bereits in Gallien
niedergelassen und der deutsche Heerführer Ariovist hatte den Se-
quanern die Hegemonie in Mittelgallien verschafft.
2. Die Unterwerfung Galliens. Gerade zur Zeit der Ankunft
Cäsars brachen die keltischen Helvetier in Gallien ein. Entschlossen,
ihre Niederlassung daselbst nicht zu dulden, rückte er ihnen ent-
gegen, schlug sie (58) bei Bibracte und zwang sie, nach Helvetien
zurückzukehren sowie die römische Oberhoheit anzuerkennen. Bald
darauf kam die Reihe an Ariovist, der die Äduer wegen Verwei-
gerung des Tributes angriff. Stolz lehnte er das Ansinnen Cäsars,
vor ihm zu erscheinen, ab und rühmte sich, daß sein Heer 14 Jahre
lang nicht unter Dach zekommen sei. Cäsar besiegte ihn in der
Nähe von Kolmar (oder Mülhausen); Ariovist entkam nur mit
wenigen seiner Leute, So war Mittelgallien unterworfen. Nun stellte
der belgische Bund ein überlegenes Heer gegen Cäsar ins Feld; da
Sich dieser aber auf die Verteidigung beschränkte, ging es zum
großen Teile wieder auseinander, wie Cäsar richtig vorausgesehen
hatte (Mangel an Ausdauer). Infolgedessen gelang es ihm, das
nördliche Gallien bis gegen die Küste hin zu erobern (57). Im
nordwestlichen Gallien leisteten am meisten Widerstand die see-
tüchtigen Veneter, Dec. Brutus, Cäsars Unterfeldherr, schlug sie zur
See trotz ihrer Überlegenheit an Schiffen (56); sie mußten sich er-
geben und wurden alle in die Sklaverei verkauft. Daran schloß sich
die Besiegung der übrigen Völkerschaften bis zur Seine. Zuletzt
unterwarf das südwestliche Gallien Cäsars Legat P,Crassus, der
Sohn des Triumvirn, womit die Eroberung Galliens im Jahre 56
vollendet war.
3. Cäsars Züge gegen die Germanen und Briten (55—53) und
die Unterdrückung der Aufstände (53—51). Cäsar zog zweimal
unterhalb Coblenz über den Rhein, um die Germanen von weiteren
Einfällen in Gallien abzuschrecken. Da sie sich vor ihm in die
Wälder zurückzogen, kehrte er beidemale nach mehrtägigem Ver-