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Mittlere Geschichte.
Griechen erlernt hatten, gingen von ihnen zu den übrigen
turopäischen Völkern über; ja die Christen nahmen selbst
von ihnen die Sitte an, einen Rosenkranz nach den Ku⸗
geln abzubeten.
Die ersten fünf Khalifen regierten nicht ganz 30
Jahre, und keiner derselben starb natürlich. Aber sie lebten
anfangs prachtlos und eingezogen. Mit Alis, dem fünf—⸗
ten Khalifen, und einem Sohn von Muhameds Schwieger⸗
sohn, der selbst durch die Niederlegung seiner Würde das
Leben nicht rettete, kamen die Om sjaden 601 zur Herr⸗
schaft aller Gläubigen, nach welchen 780 die Abassiden
den Thron erhielten.
Einer der berühmtesten Khalifen war HarunaAl
Raschid, der zu Karls des Großen Zeiten lebte, die
schon in Blühte stehenden Wissenschaften und Künste noch
in groͤßere Aufnahme brachte, und selbst griechische Schrift⸗
steller üb ersetzen ließ *).
Harun hatte das Reich unter seine drei Soͤhne zer⸗
stückt, wodurch es so schwach wurde, daß es nach 100
Jahren schon so gut als vernichtet war.
Das Reich war ja frellich zu groß, als daß es nicht
durch sich selbst hätte zerfallen sollen, zumal da die gro⸗
ßen Familien sich haßten, und erbitterte Kriege gegen
einander führten, die Leibwache, größtentheils aus Tür⸗
ken bestehend, den weichlich und üppig gewordenen Kha⸗
lifen bald gefährlich wurde und alle hohe Staatsbedie⸗
nungen in die Hände der Türken kamen, auch die Reli⸗
gionspartelen mit ihren Kaͤmpfen viel Unheil anrichteten.
Kurz, dreihundert Jahre nach Muhameds Tode hatten
schon die Khalifen alle weltliche Macht verloren, und
galten nur noch als Oberhäupter und Vorsteher der mu⸗
hamedanische Religlon. Einer derselben bettelte damals
) Er soll dem griechischen Kaiser 100 Zentner Gold und
beständigen Frieden geboten haben, falls er ihm den
Philosophen Leo senden wollte, der ein guter Mathe⸗
matiker und Tonkünstler war. Es wurde ihm aber
nicht gewillfahrt. Im zehnten Jahrhundert reisete man
aus Frankreich zu den Arabern in Spanien, um von
denselben zu lernen.