XXII. Handel — Hansa.
63
mehre Neisen nach der neuen, Welt gemacht hatte, die
erste, allgemein gelesene, Reisebeschreibung davon heraus⸗
gab, die lange Zeit auch die einzige blieb. Da man kei⸗
nen andern Namen hatte, nannte man den Erdtheil Ame⸗
rika, d. i. Emmerichsland.
Nach dem neuentdeckten Lande wanderten nun die
Spanier haufenweise aus. Da und dort wurden Nieder⸗
lassungen angelegt, und den Colonisten weitläufige Län⸗
derelen zugetheilt, zu deren Anbau sie mit vieler Un⸗
menschlichkeit die Indianer anhielten, die man mehr für
sprechende Thiere, als für wahrhafte Menschen hielt, wie⸗
wohl fie ausdrücklich durch ein eigenes geistliches Gericht
des Papstes für Menschen erklärt wurden. Man wun⸗
derte sich, daß die Unglücklichen nicht einmal vor einem
Crucifix Ehrerbietung hätten; man wüthete mit Schwert
und Flinten gegen sie, und ließ sie durch große Hunde
zerfleischen; man wollte sie zu gleicher Zeit zu rechtgläu⸗
bigen Ehristen, und hündischen Sclaven machen; man
bratete ihre Kaziken langsam auf Scheiterhaufen; man
mordete, peitschte und plagte durch ungeheuere Arbeiten in
Bergwerken, und nachmals in Perlensischerei und Zuck⸗
kerroͤhrpflanzungen die Erbarmenswerthen so arg, daß
in Hispaniola z. B. in fünzehn Jahren, von einer Million,
die angeblich Columbus wollte gefunden haben, nur noch
60,000 übrig waren ).
Ein Abenteurer, aus niedrigen Stande, aber ein
Mann von Muth und Kopf, Balbo a, siiftete auf dem
festen Lande die erste, nachmals nach Panama verlegte
Colonie, Santa Maria. Die Kaziken, die er so
Für die Freiheit und menschliche Behandlung der
Amerikaner hat keiner mehr gearbeitet und geeifert,
als der ehrwürdige Dominikaner Las Ca sas.
Ja: da man in Amerika nicht auf das Flehen der Mensch⸗
uchteit hoͤrte, reiste er mehrmals an den Hof nach
Spanien. — Im Ganzen mit geringem Erfolg. — Nun
that er den Vorschlag, statt der schwachen Amerikaner,
lieber die stärkern Reger zu den schweren Arbetten
anzuwenden. — Das geschahe, und so wurde ein Uibel
doch nur durch das andere gemildert.
