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Dingen und Erscheinungen, die Zeugen aus den grauen Tagen des Einst
sind und bis in unser Gegenwartsleben hereinragen.!) Die Umwelt des
Kindes, die Heimat wird somit der Ausgangs- und Endpunkt der geschicht-
lichen Belehrung sein müssen. Und darum gehören Individualisieren
and Lokalisieren ganz gewiß mit unter die Zaubermittel, das vielfach
taube Gestein des Geschichtslehrstoffes in erzführendes zu verwandeln.
Wenn die Geschichte an der Hand von Erinnerungsmalen der Heimat ge-
lehrt wird, dann sind die denkbar innigsten Beziehungen zwischen Stoff
und Schüler hergestellt, dann fühlen und wissen sie es, daß sie die Nach-
kommen jener Menschen sind, deren Schicksale und Taten erzählt werden,
dann erleben sie durch die lokalen Erinnerungszeichen und in ihnen all das
Vergangene nochmals, sie werden gleichsam „Mithandelnde, Mitanwesende
and Zuschauende“,
Und damit haben wir dem Geschichtsunterricht jene Anschaulich-
keit gegeben, die er — so wie alle anderen Unterrichtszweige — bean-
spruchen muß, wenn er tiefgründig wirken und nicht im Trüben fischen soll.
Das vorliegende Buch will in der — gewiß nicht armen — Literatur
der Hilfsmittel für die Hand des Geschichtslehrers eine Lücke ausfüllen,
indem es für jedes Kapitel des geschichtlichen Lehrstoffes
alles das zusammengetragen bringt, das geeignet schien, die
einzelnen geschichtlichen Tatsachen, Stoffe des historischen
Geschehens sowohl, als auch solche des historischen Ruhens,
zu vergegenwärtigen, zu verlebendigen, Für die Auswahl dieser
Veranschaulichungsmittel, bezw. Anknüpfungspunkte war die These maß-
gebend, die Tecklenburg in seiner Methodik?) aufstellt und die ja
auch schon P. Zillig in seinen Darlegungen über den „Geschichtsunter-
richt in der elementaren Erziehungsschule“ 3) betont hatte.
Dreierlei muß ich vorwegnehmen. 1. Man darf nicht eine zusammen-
hängende Darstellung erwarten. (Die gibt ja jedes Lehrbuch der Geschichte.)
2. Man wird vielmehr — teils in skizzenhafter Kürze, teils im erläuternder
Ausführlichkeit —. die Veranschaulichungsmöglichkeiten aufgezeigt und das
reiche historische Leben mancher Dinge der Heimat aufgezählt finden, das
in ihnen zumeist nicht gesucht wird, 3. Wo anders sollten wir die „Daseins-
spuren vergangener Zeiten“ zu suchen haben, als in. der Heimat? Schon
deshalb nirgends anderswo, weil gerade hier das Suchen ein interessantes
und das Finden ein befriedigendes ist. Und wäre die Heimat das beschei-
denste Dörfchen,*) immerhin kann der Lehrer — unter Anwendung der
typischen Figuren — einen Großteil der vaterländischen Geschichte „gleich-
') Z. B., Sitten und Gebräuche, Redensarten, Bauten, Denkmäler u. 8. w.
* Seite 52,
’) XIV. Jahrg. d. Vereines für wissenschaftl. Pädagogik, Seite 147 u. ff,
‘) Vgl. meinen Aufsatz „Die Geschichtsquellen der Dorfschule“, Zeitsch. für Lehr-
mittelwesen u. päd. Lit., V. Jahre., Heft 2.