Full text: Anschaulicher Geschichtsunterricht

29. Sich zum Sturmbock hergeben. (Mittelalterliches Bela- 
gerungsgerät.) 
30. Feldbinde (der Offiziere) erinnert an die Feldbinde, das ist das 
Wehrgehänge der Ritter, 
31. Burg. Beachte den Bedeutungswandel des Wortes. (Vgl. Weise, 
a. a. O., Seite 226.) Ursprünglich ist Burg der ummauerte Ort (also die 
Stadt) im Gegensatz zum schutzlosen Dort, Später (etwa vom XI. Jahr- 
hundert ab) entstehen die Höhen- und Wasserburgen der Ritter, (Vgl. die 
k, k, Hofburg.) An die ursprüngliche Bedeutung erinnern noch „Bürger“ 
(== Stadtbewohner), „Bürgermeister“ (= Meister der Stadt) oder Namen wie 
Magdeburg, Augsburg u. dgl. (Weise, a. a. O., S. 227.) 
32, Ritter. Die unfreien Lehensmänner, die ihren Heerdienst zu Roß 
leisteten und sich in der Umgebung großer Herren befanden, stiegen nach 
und nach an Ansehen über die Freien, die solches nicht konnten, achteten 
sich den Adeligen gleich und nannten sich Ritter, d. h. Reiter (riter). Sie 
schlossen sich allmählich von den Freien ab, So war ein neuer Stand ge- 
worden. Vgl. hoher, niederer Adel. Ritter in der heutigen Bedeutung, Be- 
achte die Bedeutungsänderung in Zusammensetzungen wie Spornritter, 
Ritter von der Feder u. ä. 
33. Beachte den heutigen Gebrauch der Wörter Kemenate, Verlies, 
Raubritter (Scherzwort)! 
b) Das höfische Leben. 
i. Die Modeworte für das gesellschaftliche Treiben an Fürstenhöfen im 
Gegensatze zu dem Leben des le ıden Adels sind erhalten in hübsch 
(vom mhd. hövesch), höflich ( ‚hd, hovelich) und tölpelhaft (vom 
mhd. dörperlich == nach Art des Dorfes). Beachte den Bedeutungswandel! 
(Vgl. G. Blumschein, a. a. O., Seite 147.) 
2, Hof, Hofmann, Hofdienst u. ä. gehen auf jene Zeit zurück, 
in der das Wort „Hof“ (von der Grundbedeutung „umhegter Raum“ aus- 
gehend die Begriffsentwicklung Bauerngut, Gut eines Fürsten, Aufenthalts- 
ort eines Fürsten, Gesamtheit der zum Hofhalt eines Fürsten gehörigen 
Personen durchlaufend) die noch heute geltende Bedeutung erhalten hat. 
3, Auf großem Fuße leben (= Aufwand treiben). Diese Redens- 
art stammt von der Unsitte, Schuhe von auffallender Länge mit zurückgebo- 
genen Schnäbeln zu tragen. Der Vater dieser Fußbekleidung soll gegen 
Ende des XI. Jahrhunderts Graf Fulco von Anjou gewesen sein. (Vgl. 
Schulz, a. a. O., I. Band, Seite 296.) Die ritterliche Modetorheit wurde von 
dem aufblühenden Bürgerstande nachgeahmt. 
4. Einem das Wasser nicht reichen: stammt aus der ritter- 
lich-höfischen Sprache. Dem Mittelalter war der Gebrauch der Speisegabel 
fremd, die erst im 16. Jahrh. allgemein üblich wurde, Man führte die 
Speisen (die meist schon geschnitten aufgetragen wurden) mit der Hand zum 
Munde. Daher war es Sitte, daß bei Beginn der Mahlzeit dienende Edel-
	        
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