Full text: Anschaulicher Geschichtsunterricht

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Sprachbilder, wie: auf die Folter spannen, Folterqualen leiden, 
foltern, Daumschrauben ansetzen, jemanden aufziehen. (Vgl. 
Günther, a. a. O. Ferner: Weigand, a. a. O., II., S. 200 u. ff.) 
9, Die Geldsteuern gehen zurück auf den „gemeinen Pfennig“ (von 
je. 1000 fi Vermögen 1 fi Steuer), den der Kaiser zur Bezahlung der Be- 
amten und der Söldner (denn früher Naturallohn!) einhob. (Vgl. Peters- 
pfennig! (freiwillige Liebesgabe für den hl. Vater.) Der „gemeine Pfennig“ ist 
die 3. Stufe in der Entwicklung des Steuerwesens. 1. Die Zehnten (Herren- 
dienste, Königsrechte); 2. Die Bede. (In Geldnöten wandten sich die Fürsten 
mit einer Bitte oder Bede an die Landstände; diese erlaubten, eine Steuer 
sinzuheben. Die Bede wurde zuerst nicht alljährlich, sondern bloß fallweise 
eingehoben.) 3. Die regelmäßige Reichssteuer. 
10. Die 10 Reichskreise (zur Einhebung des Gemeinen Pfennig, 
Vollziehung der Urteile des Reichskammergerichtes und Überwachung der 
Landfriedensordnung geschaffen) verschwanden mit der Zeit wieder; aber sie 
gaben den Anlaß zur Festlegung der Reichs-, Landes-, Kreis- und Gemeinde- 
grenzen durch Setzung von Grenzpfählenund -steinen. Damals ent- 
standen auch der Grenz- und der Schutzzoll. (Vgl. Kreisgericht!) (Vgl. 
Weigand a. a. O., Seite 205.) 
11. Orden vom Goldenen Vlies. Der vom burgundischen Herzog 
Philipp dem Guten, dem Vater Karls des Kühnen, gestiftete Orden ging 
1477 auf das habsburgische Haus. (Beachte den Zusammenhang zwischen 
dem „Goldenen Vlies“ und dem Wollhandel, der Burgund so reich machte!) 
Seit 1700 wird er auch (sowohl in Österreich als in Spanien) als besonders 
hoher Orden verliehen. (Meyer, I., S. 881.) 
12. Hofmusikkapelle. Dieses später für die Tonkunst so richtung- 
gebende Institut wurde von Maximilian I. gegründet, Seither hat Wien die 
Führung auf diesem Gebiete der Kunst, (Vgl. Dr. Jos. Mantuani in „Ge- 
schichte der Stadt Wien“, herausgegeben vom Altertumsverein, II. Bd., 
1. Hälfte, S. 381.) 
13. Till Eulenspiegel. Dieses Buch voll toller Ausgeburten über- 
mütiger Volkslaune erschien zuerst 1515 im Druck, Es enthält eine Samm- 
lung verschiedener Streiche, die auf den Schalksnarren Till Eulenspiege: 
übertragen wurden, der um die Mitte des XIV. Jahrh, lebte und ein 
bäurischer Spaßmacher war, ein echter Vertreter dieser „Pfiffigkeit, die noch 
heute eine Haupteigenschaft des deutschen Bauern ist.“ (Vgl. Leixner, a. a. 
0., S. 179.) 
14. An die Blütezeit der Schützenfeste, die in des Kaisers Regie- 
rungsjahr fällt, (vgl. Otto Henne am Rhyn, a. a. O., S. 356) erinnern Aus- 
drücke wieabgespannt, auf etwas gespanntsein, Anspannung, 
Abspannung, ins Schwarze treffen, über das Ziel hinaus- 
schießen, den Zweck (d.i. den Nagel als Zielpunkt in der Mitte der 
Scheibe) verfehlen, Fehler (Nichttreffer) u. s. w. (Vgl. Weise, a. a. O0.
	        
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