Full text: Erzählungen aus der allgemeinen Geschichte (1. Theil, [Schülerband])

19 
gefragt, wie sie sich vertheidigen sollten; dieses gab die dunkle 
Antwort: Hinter hölzernen Mauern. Themistocles deutete diesen Aus— 
spruch auf die Flotte und bewog seine Mitbürger die Stadt zu ver— 
lassen und auf den Schiffen ihre Zuflucht zu suchen. Es war ein Tag 
herzzerreißenden Jammers, als die Athener Haus und Hof verließen 
and mit ihrer Habe beladen dem Meeresstrande zueilten. Hier 
nahmen die kriegstüchtigen Männer Abschied von Weib und Kind zum 
Theil auf Nimmerwiedersehen. Von den Flüchtenden bargen sich die 
meisten in Salamis, die andern giengen nach Aegina oder in den 
Peloponnes. Nur einige ältere Männer und ärmere Bürger konnten 
sich nicht zum Verlassen des heimischen Bodens entschließen und zogen 
sich in die Burg von Athen, die Akropolis, zurück, die sie auf das 
Beste verschanzten. Als Ferres herankam, erftiegen die Perser auf 
heimlichen Pfaden die Burg, erbrachen die Thore, mordeten sämmtliche 
Vertheidiger und brannten darauf die Akropolis und die Stadt nieder. 
So nahm Rerres an den Athenern Rache für die Ermordung seiner 
Gesandten. 
Die Rettung der Griechen beruhte nun auf ihrer Flotte. Die 
Spartaner, obwohl sie vom Seewesen wenig verstanden, erhoben den 
Anspruch, nicht blos zu Lande, sondern auch zur See den Oberbefehl 
zu führen. Da die Athener die meisten Schiffe beigestellt hatten, so 
reizte dieser Anspruch ihre Empfindlichkeit, allein Themistocles mahnte 
fie in richtiger Würdigung der Gefahr zur Nachgiebigkeit und so wurde 
Eurybiades aus Sparta als Oberbefehlshaber anerkannt. Nach dem 
Falle des Leonidas zog sich die Flotte nach der Meerenge von Sa— 
la mis zurück und schon bemächtigte sich der Führer die Furcht vor 
einer Niederlage, so daß sie ihren Standort verlassen wollten, um 
weiter südlich zu steuern und dem Landheere, das auf dem Isthmus 
sich aufstellte, näher zu sein. Themistocles wußte dies durch seine 
Klugheit zu verhindern, denn er sah ein, daß die Enge des Meeres 
bei Salamis den Griechen allein einige Aussicht auf einen Sieg ver— 
schaffen könne. Die perfische Flotte schloß mittlerweile die Meerenge 
oon heiden Seiten ein, und so war für die Griechen kein Entkommen, 
außer in Folge einer siegreichen Schlacht. Es war der 20. September 
480, an dem die denkwürdige Seeschlacht bei Salamis geliefert wurde; 
370-3880 hellenische dürftig bemannte Schiffe standen einer mehr als 
doppelt so starken und auf das Trefflichste ausgerüsteten Kriegsflotte 
gegenüber. Die Schlacht endete mit einer vollständigen Niederlage der 
Perser: über 200 Schiffe derselben wurden vernichtet. Rerres, der vom 
dande aus die Niederlage der Seinen mit ansah, zerriß sich vor Schmerz 
2*
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.